Eine sehr umfangreiche und bebilderte Dokumentation der Krypta in Oberaußem mit dem Namen „Projekt Rainer Mühle“ hat Hans Griese in Erinnerung an Rainer Mühle zusammengestellt. Sie ist für alle Interessierte im Pastoralbüro als gebundenes Buch zum Preis von 15,- € erhältlich.

Inhaltsverzeichnis:

Geschichtlich, historische Zusammenfassung

von Uli Reimann

Nachfolgend ein Überblick zur Geschichte und zur Entwicklung der Oberaußemer Friedhöfe, zusammengestellt unter Verwendung von Auszügen aus bereits veröffentlichten Arbeiten zu diesem Thema, eigenen Erinnerungen und Recherchen des Verfassers.

Eine der wenigen Abbildung der Vincentius Kapelle

Bis 1884 stand auf dem Tonnenberg, im Bereich des heutigen alten Friedhofes, in Nähe der großen Kastanie die alte kleine Pfarrkirche St. Vincentius von Oberaußem.
Von diesem, gegenüber dem Erfttal erhöhten Bergrücken aus, Höhe ca. 110 m ü. N.N., hatte man, bevor die Abraumhalde „Sofienhöhe“ des Braunkohle-Tagebaues Hambach angelegt wurde, bei gutem Wetter eine traumhafte Fernsicht in Richtung Westen, bis hin zu den Bergzügen der Eifel und über Jülich hinweg in Richtung Aachen.

Diese schöne und auch strategisch ausgezeichnete Lage hatten wohl auch die Römer und die Franken schon erkannt und für ihre Zwecke genutzt. So nahm man eine Zeit lang an, dass der Kirchturm der alten kleinen Oberaußemer Kirche auf diesem Berge, ursprünglich ein ehemaliger römischer Wachturm gewesen sein könnte. Münzfunde aus römischer Zeit in Oberaußem, untermauerten diese Annahme auch. Inzwischen gibt es aber diesbezüglich neue Theorien, die auch recht plausibel erscheinen und aus geschichtlich belegten Daten und alten Dokumenten abgeleitet wurden. Hier sei insbesondere eine Veröffentlichung von Prof. Dr. H. G. Kirchhoff angeführt. Er stellt darin die Frage: „Warum befand sich die einstige alte Oberaußemer Pfarrkirche, hoch oben auf dem Oberaußemer Tonnenberg, heute Friedhof und nicht im Ort selbst?“ Seine Antwort lautet: Sie war älter als das Dorf. Als Kirche eines fränkischen Herrenhofes wie St. Laurentius in Büsdorf lässt sie sich in dieser einsamen Höhenlage kaum vorstellen, wohl aber als Burgkapelle. Die Burg auf dem Tonnenberg war sozusagen die Akropolis (wörtlich: Oberstadt) vom damaligen Außem.
Nach Auflassung der Burg blieb ihr Turm erhalten und diente wahrscheinlich fortan als Kirchturm für die capella Oberaußem.

Diese Theorie kann ernst genommen werden, wenn man als Standort der Burg den Tonnenberg annimmt. Hier befand sich nachgewiesenermaßen die alte, 1884 abgebrochene Kirche St. Vincentius mit ihrem Kirchhof. Dieser Platz lag für eine Verteidigung, strategisch gesehen außerordentlich günstig.

Durch eine Senke zwischen Tonnenberg und Oberaußemer Busch führte ein alter römischer Fernweg (heute Reutergasse). Jacob Schneider schildert 1878 die dortige topographische Situation „als Hohlweg, neben welchem der Straßendamm, mit Gebüsch bewachsen, liegt. Der Tonnenberg zeigt als „kegelförmig vorspringender Hügel, auf welchem die alte Kirche (nach der Volkssage der „Heidentempel“) steht, eine völlig geebnete obere Fläche mit ringsum regelmäßig abgeflachten Böschungen“.

Diese „obere Fläche“ ist der heutige Oberaußemer Friedhof; an seiner westlichen Spitze stand die „alte Kirche“, deren Abbruch 1878 begann, in ihrem Kirchhof. Diese Situation ist typisch für eine frühgeschichtliche Fliehburg, und es ist bemerkenswert, dass J. Schneider die „völlig geebnete Fläche“ schon 1878 vorfand, als der heutige Friedhof noch nicht angelegt war.

Dass sich an eine derartige Örtlichkeit alte Sagen knüpfen, ist eine vielerorts zu beobachtende Erscheinung. 1878 war es die außergewöhnliche Lage einer „Kirche auf dem Berg“, die sich nicht in das gewohnte Schema der „Kirche im Dorf“ einordnen und deshalb einen „Heidentempel“ als Vorgänger vermuten ließ übrigens keine absurde Idee, weil die christliche Heidenmission derartige Umwidmungen geradezu anstrebte.

Bei Josef Dürbaum gut dreißig Jahre später ist dann aus dem „Heidentempel ebenfalls der Sage nach, ein „römischer Wachturm“ geworden. Dazu hat offenbar der Augenschein beim Abbruch des Kirchturms 1884 den Anlass geliefert: Nach einer von Dürbaum zitierten Notiz in der Pfarrchronik wies der Turm in seinem unteren Teil ein Mauerwerk von 4 Fuß und 6 Zoll = 1,40 m Stärke auf.  Vielleicht hat Schneiders Erkundung der römischen Fernstraßen den Blick der Obe­raußemer auf diese Erklärungsmöglichkeit gelenkt.

In den teilweise chaotischen Zeiten des 3. und 4. Jahrhunderts, die durch häufig wiederkehrende germanische Überfälle und Plünderungszüge gekennzeichnet waren, erscheint eine Reaktivierung der Fliehburg auf dem Tonnenberg plausibel.

Vielleicht hat es einen römischen Wachtturm auf dem Tonnenberg gegeben. Aber die Bauweise des „kolossalen“ Turms deutet auf eine jüngere Entstehung. Denn vor dem Abbruch von Alt – St. Vincentius fertigte der Kommunal-Baumeister Müller aus Köln-Deutz 1868 eine Expertise über den schlechten Zustand des Kirchleins an, der er auch einen Grundriss beifügte. Daraus geht die erstaunliche Diskrepanz zwi­schen dem kleinen einschiffigen frühgotischen Kirchraum (ganze 67 m² für die Gläubigen) und dem mächtigen Turm hervor. Der Befund Müllers enthält ein bemerkenswertes Detail. Er schreibt nämlich: „Die Umfassungen des Turmes bestehen aus Ziegel, Tuffstein und Basalt“. Leider gibt er keine genauere Beschreibung dieses Mauerwerks, aber die Verwendung von Basalt lässt aufhorchen. Denn die – in der Regel fünfeckigen – extrem harten Basaltsäulen widersetzen sich der Bearbeitung durch den Steinmetz und müssen deshalb kopfseitig in einen Mauerverband eingefügt werden. Daraus erklärt sich die enorme Dicke der Turmmauern; sie waren doppelt so stark wie die der eigentlichen Kirche.  Ein bekanntes Beispiel für die frühe Verwendung eines Verbundmauerwerks aus Basalt, Trachyt, Tuff und Backstein bietet am Niederrhein die Barbarossapfalz in Düsseldorf-Kaiserswerth, die ab 1174 errichtet wurde. Dies lässt die Annahme zu, dass der Abt von Kornelimünster, der ja ein königsnaher Reichsfürst war, diese neuartige Befestigungstechnik für einen Burgturm auf dem Tonnenberg übernahm und damit ein deutliches Zeichen seiner Bergheimer Herrschaft setzte. Damit ist eine Bauzeit im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts anzunehmen. Zur Burg gehörte mit Sicherheit eine Burgkapelle, die auch die Funktion einer Gemeindekirche für die Siedlung am Fuße des Tonnenberges übernehmen konnte. An diesen mächtigen, romanischen Turm wurden dann im Laufe der Jahrhunderte nach und nach Gebäudeteile einer kleinen Kapelle und später einer Kirche angebaut. Um die kleine alte Kirche herum, dem sogenannten „Kirchhof“ auf dem Tonnenberg, befanden sich wohl seit frühester Zeit, die Begräbnisstätten der Verstorbenen von Oberaußem. Geschichtlich nachweisbare Erwähnungen findet die Kirchengemeinde Oberaußem, mit einer kleinen Kapelle und einem Kirchhof auf dem Tonnenberg, ab 1306. Dementsprechend feierte die hiesige Gemeinde St. Vinzentius auch im Jahre 2006 ihr 700-jähriges Bestehen. Über die Jahrhunderte hinweg gab es viele Änderungen im Bereich des Friedhofes auf dem Tonnenberg von Oberaußem. In einem noch vorhandenen Gräberplan aus dem 18. Jahrhundert ist die Belegung von etwa 120 Gräbern aufgeführt. Man findet dort Namen, wie Winand Jungverdorben, der nach einer anderen Schrift 1769 Schützenkönig in Oberaußem war, oder Ferdinand Kemmerling, der Hufschmied und in den Jahren 1771 und 1787 Bruderkönig der St. Vinzentius- Bruderschaft gewesen war.

Gräberplan vom alten Friedhof aus dem 18. Jahrhundert

Vorwort

Mehr als 10 Jahre befasste sich Rainer Mühle mit der Aufgabe, den Zugang zur Priestergruft zu finden um die Antwort auf die Frage zu erhalten, ob der Raum noch für weitere Beisetzungen von Priestern in Frage kommen kann. Das Ansinnen für diese Fragestellung entstand am 21. Mai 2011. Im Rahmen eines religiösen Festaktes segnete Monsignore Achim Brennecke das neugestaltete Priestergrab auf dem alten Friedhof in Oberaußem und äußert dabei den Wunsch, hier einmal beigesetzt zu werden. Ein Wunsch, der zunächst absolut normal klingt. Viele Menschen äußern sich bereits zu Lebzeiten dahingehend, wo sie nach ihrem Ableben die letzte Ruhestätte haben möchten. Und die Frage, ob in der Priestergruft eine Beisetzung noch möglich ist, dürfte doch schnell erledigt sein.

Rainer Mühle

Doch es kam ganz anders. Zunächst musste der Zugang in die Krypta gefunden werden. Rainer Mühle nahm sich dieser Aufgabe an und machte sich auf die Suche nach Dokumenten und Zeitzeugen. Die Archive gaben nicht viel her und Zeitzeugen zeigten mal auf diese oder jene Stelle, machten also Angaben, die sehr voneinander abwichen. Dass er das Ergebnis seiner Bemühungen nicht mehr erfahren durfte und wenige Monate vor der Öffnung der Krypta verstarb, machte alle an diesem Projekt beteiligten Personen traurig und fassungslos. In Erinnerung an Rainer Mühle haben wir die Vielzahl der von ihm aufgenommenen Maßnahmen in Gedenken an seine Person das „Rainer Mühle Projekt“ genannt. Wie das Wort Vielzahl erkennen lässt, ist hier nicht alles, was angefallen ist, abgedruckt. Als Beispiel möchte ich die vielen E-Mails oder auch die Fotos aus dem Raum selbst, die wir zur Wahrung der Totenruhe nicht veröffentlicht werden, anführen. Die Fragen, die am Anfang im Raum standen, sind mehr als zufriedenstellend beantwortet. Insgesamt haben mehr als 20 Personen ehrenamtlich, also ohne Entgelt, an diesem Projekt mitgewirkt. Lediglich das Gutachten der Firma geofact aus Bonn und das Gutachten über die Altersbestimmung der Krypta verursachten Kosten.

Danke!

Bei allen Mitwirkenden, den Behörden der Stadt Bergheim, dem Landschaftsverband Rheinland und Unternehmer, die ihre Professionalität und Erfahrungen mit einbrachten, sagen wir herzlichen Dank und Vergelt’s Gott. Gemeinsam haben wir in pietätvoller Weise umgesetzt, was absolut außergewöhnlich und unvergesslich ist. Wir haben das Rätsel der Krypta gelöst. Dafür sage ich allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön!
 Mitwirkende:

  • RWE Power AG, (Bodengutachten, Markscheiderei)
  • Natursteinwerkstatt Christoph Plinz: Christoph Plinz und Mitarbeiter
  • Bestattung Schieffer OHG, Jakob und Heinz Schieffer, Dominik Kummer
  • Betriebshof Niederaußem, Herr Fischer und Vertreter, Rosi Weber und Peggy Poetsch
  • Stadtverwaltung Bergheim, Unter Denkmalbehörde, Frau Rosario Köcher, Frau Dipl. Ing. Ute Zacher
  • Stadtverwaltung Bergheim, Friedhofsamt, Herr Michael Pesch, Abteilungsleiter, Frau Sabine Schmitz
  • Dr. Petra Tutlies M.A., LVR-Rheinland, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Zehnthofstraße 45, D-52385 Nideggen
  • Norbert Otto, als damaliger Ortsbürgermeister von Oberaußem
  • Ehrenamtler: Rainer Mühle, Bernd Gützlaff, Frank Giesen, Peter Brüggen, Peter Dörr, Friedel Geist, Uli Reimann, Volker Schüler, Norbert Schumacher, Walter Weitz, Hans, Björn und Sven Griese

Chronologie – Priestergrabstätte/Krypta

Von Hans Griese

Vorbemerkungen

Auf dem Tonnenberg in Oberaußem, unweit der alten Grass Kastanie, genannt nach dem Schriftsteller Günter Grass, der u.a. hier Ruhe für seine schriftstellerischen Arbeiten gefunden hat, stand einst eine alte Kirche, die schon 1306 erwähnt wurde und in der Bevölkerung „Heidentempel“ genannt. Der mächtige Turm ist wesentlich älter. Er könnte römischen Ursprungs sein oder im Mittelalter eine wichtige Rolle in der Geschichte von Oberaußem gespielt haben.
Wann der „Klassenraum“ als großer Kirchenraum angebaut wurde, ist nicht bekannt. 1306 wird die Kirche erstmals in einer Urkunde erwähnt.

Theodor Richartz

„Weil die alte Kirche auf dem Tonnenberg zu klein und wohl auch baufällig geworden war, sollte an anderer Stelle in Oberaußem ein neues, größeres Gotteshaus errichtet werden. Treibende Kraft war Pfarrer Theodor Richartz, ein Neffe des Kölner Kunstmäzens Johann Heinrich Richartz. Theodor Richartz wuchs in der Kölner Innenstadt auf und konnte die Vollendung des Domes verfolgen. Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb er, nachdem er nach Oberaußem gekommen war, dort eine recht stattliche neugotische Kirche nach den Plänen von August Lange errichten ließ. 1878 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt, welche dann 1881 benediziert werden konnte. Wegen des Kulturkampfes erfolgte die Weihe erst acht Jahre später.“
Der am 24.07.1819 in Köln, Schildergasse geborene Pfarrer Richartz, der von 1863 bis 1900, also 37 Jahre der Pfarrgemeinde von Oberaußem als Pfarrer vorstand, verstarb am 19.04.1900 und wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung in der Krypta auf dem Tonnenberg beigesetzt. Auf seinem Grabstein ist zu lesen: „Dem Erbauer unserer Pfarrkirche Pfarrer Theodor Richartz +19.4.1900“, ein Titel, den er zu Recht erhalten hat. Nur weil der Bau in seiner Amtszeit lag? Dafür wird ihm wohl der Titel Erbauer nicht verliehen worden sein.

Grabstein von Pfarrer Theodor Richartz, der heute neben der St. Vinzentius Kirche steht.

Gleich nach der Einführung in sein neues Amt griff er den in der Bevölkerung vorhandenen Wunsch nach einer neuen Kirche auf.  Er entwickelte mit ihnen eine rege Aktivität, wie Einführung von Kollekten, Baufonds, Baufälligkeitsgutachten und vieles mehr mit dem Ziel, trotz herrschender Armut im Dorf eine neue gotische Kirche zu erbauen.
Der hierfür 1866 von der Gemeinde gefasste Beschluss konnte erst 1878 mit der Grundsteinlegung umgesetzt werden, nachdem einige Hindernisse und Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt wurden. In seiner Dokumentation „100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius in Oberaußem“ hat Christian Kemmerling ausführlich die Situation beschrieben. Mit Fertigstellung und dem Einzug in die neue Kirche wurde der Rückbau des alten Kirchenraumes vorangetrieben und brauchbare Gegenstände und Materialien gesichert. Zunächst erfolgte der Abbruch des Kirchenraumes. 1886 stellte der Gemeinderat den Antrag an den Bürgermeister, den alten Turm niederzulegen.  Feldbrandsteine und sonstige Materialien brauchte man für die Errichtung einer mächtigen Friedhofsmauer. Der Rückbau der unterirdischen Krypta der ehemaligen Kapelle St. Vincenz blieb von diesem Prozess verschont und sollte schon in wenigen Jahren erstmal als Gruft benutzt werden. Die freie Fläche musste neugestaltet werden. Dass Pfarrer Theodor Richartz starken Einfluss auf den Bau der neuen Kirche hatte, dürfte dokumentiert sein.  Ob er Einfluss nahm auf die Neugestaltung und alles, was damit verbunden war, kann angenommen werden.  Wie eingangs erwähnt, wurde 1900 Pfarrer Theodor Richartz in dieser Krypta feierlich beigesetzt. Eine würdige Grabstätte an einem der schönsten Orte Oberaußems. 1937 waren auf dem Friedhof umfangreiche Arbeiten nötig.  Auch die Grabstätte von Pfarrer Richartz sollte neues, würdigeres Aussehen bekommen. Der alte Grabstein wurde entfernt und sollte fortan als Denkmal neben der neuen Pfarrkirche an den Erbauer Pfarrer Theodor Richartz erinnern. Eine geniale Lösung. Gleichzeitig wurde auf das Grab ein neuer, größerer Grabstein mit der Figur des guten Hirten und den Namen aller Seelsorger/Priester seit 1306 versehen. Und damit hatte die Gemeinde ein Priesterdenkmal!

Ebenso waren die Grabstätten von Pfarrer Schröder und Pfarrer Berg von der Umgestaltung betroffen. Leider wird nicht berichtet, was mit den Gräbern und den beigesetzten Pfarrer geschehen ist. Im Ergebnis des Rainer Mühle Projektes kann festgehalten werden, dass die Gebeine damals, vermutlich im Rahmen der Umgestaltung in die Priestergruft umgebettet worden sind.
Weitere Beisetzungen waren in den Jahren 1952, 1964 und 1971. Damit waren in der Krypta alle Plätze belegt.
Pfarrer Johannes Oehm, der im alten Pfarrhaus (heutiger Standort des Pfarrheims) wohnte und von 1939 bis 1970 Pfarrer der St. Vinzentius Kirchengemeinde Oberaußem war, verstarb im Dezember 1970 und wurde im Januar 1971 als letzter Geistlicher unter einer großen Beteiligung der Oberaußemer Bevölkerung beigesetzt. Mit dieser Beisetzung sollte der letzte Platz in der Krypta belegt sein und für immer verschlossen werden.
Der 1937 aufgestellte Grabstein mit der Figur des barmherzigen Hirten verblasste immer mehr und die eingravierten Namen der Pfarrer waren kaum noch zu lesen. Die Kirchengemeinde entschloss sich, den Grabstein zu erneuern.

Projekt Rainer Mühle beginnt

Tagebuch der zeitlichen Entwicklung

Der initiale Start

Am 21. Mai 2011 segnete Monsignore Achim Brennecke das von der Fa. Plinz neugestaltete Priestergrab auf dem alten Friedhof in Oberaußem. Er äußerte dabei den Wunsch, hier einmal beigesetzt zu werden. Ein Wunsch, der zunächst absolut normal klingt. Viele Menschen äußern sich zu Lebzeiten dahingehend, wo sie später einmal beigesetzt werden möchten. Der Erbauer der neuen Pfarrkirche, Pfarrer Theodor Richartz, wurde hier als 1. Pfarrer beigesetzt. Ein Grabstein mit Marmortafel stand zunächst auf seinem Grab, das 1937 umgestaltet und künftig als Priestergrab oder Priesterdenkmal bezeichnet wird und die Namen aller bekannten Priester seit 1306 auf dem neuen Grabstein eingemeißelt sind. Bei näherer Betrachtung kommen doch Fragen auf, ob eine weitere Bestattung in dem „Priestergrab“ so einfach möglich ist. Wie sieht der Raum eigentlich aus? Wo ist der Zugang und gibt es noch genügend Platz? Fragen, auf die Rainer Mühle eine Antwort sucht.

Im Bereich des Friedhofes auf dem Tonnenberg in Oberaußem befindet sich im Boden die Krypta der ehemaligen Vinzenz Kirche, die als Bodendenkmal BM 122 in die Liste der Stadt Bergheim eingetragen ist.

Rundschau 15. Jan. 1971

Zeitzeugen der letzten Beisetzung, die am 16. Januar 1971 stattgefunden hat, gibt es noch genug. Damals wurde der langjährige und beliebte Pfarrer Johannes Oehm unter großer Beteiligung der Bevölkerung und den Ortsvereinen hier beigesetzt. Die Tageszeitung berichtete in einem großen Artikel. Die Antworten, die Rainer Mühle von den Zeitzeugen bekommt, sind ernüchternd. Die Hinweise auf die Stelle, wo sich der Zugang zu dem unterirdischen Raum befinden soll, weichen voneinander erheblich ab. Eine genaue Vorstellung von der Größe des Raumes gibt es nicht. Eine Dokumentation über die Krypta und deren Gestaltung, der Anordnung der Särge und dem Zugang gibt es nicht. Nach den vorliegenden Dokumentationen und unseren Recherchen wurden in der Krypta folgende Pfarrer beigesetzt:

  • Pfarrer Martin Schröder, 1832-1844, Umbettung 1937
  • Pfarrer Franz Peter Berg, 1844-1863, Umbettung 1937
  • Pfarrer Theodor Richartz, 1863-1900
  • Pfarrer Heinrich Meurers, 1923-1953,
  • Pfarrer Silvester Bacia, 1964,
  • Pfarrer Johannes Oehm, 1939-1971.

Weitere Recherchen und Tagebuch der Krypta Öffnung

Eine am 24. Juli 2017 durchgeführte Bodenradaruntersuchung der Fa. geoFact GmbH aus Bonn, die zwei geophysikalische Messmethoden anwandten ergab einige Erkenntnisse, die durchaus für weitere Projekte von Bedeutung sein könnten aber nicht reichten, den Eingang der Krypta zu finden. Es war mehr ein Zufall, als ich 2018 ein langes Gespräch mit Rainer Mühle führte und er mir über sein Vorhaben und den vielen Enttäuschungen erzählte. Mein Name ist Hans Griese, Ruheständler, Ehrenamtler und ehemaliger Vorsitzender des Stadtteilforums Oberaußem und mit der jüngeren Geschichte von Oberaußem vertraut. Gemeinsam und im ständigen Austausch bemühten wir uns jetzt gemeinsam neue Lösungen zu finden. Uns war klar, dass die Lösung jetzt am Grab gefunden werden muss. Aber wie sollte man vorgehen? Wer hat schon eine Krypta geöffnet. Eine gewisse Pietät und der Respekt vor den Toten und der damit verbunden Totenruhe hält jeden ab, unbesonnen vorzugehen in der Hoffnung, irgendwo den Zugang zu finden. Während ich mit den verschiedenen Behörden Kontakt aufnahm versuchte Rainer Mühle den Grundriss der Kirche auf die Friedhofsfläche zu übertragen umso vielleicht eine Möglichkeit zu finden, zumindest den Grundriss der Krypta zu erfahren.

Nach reiflichen Überlegungen und vielen Gesprächen fassten wir den Entschluss, alle wichtigen Personen zu einem Treffen an der Krypta einzuladen und mit ihnen über den Stand der Dinge zu diskutieren und über das weitere Vorgehen erste Entscheidungen zu treffen. In einem Schreiben an Frau Schmitz vom Friedhofsamt der Stadt Bergheim fasse ich unser Anliegen zusammen.

Treffen am Priestergrab
Die für die Öffnung der Krypta wichtigen Personen trafen sich am 15. Juni 2020 am Priestergrab. Der Gesprächsverlauf ist in dem nachfolgenden Protokoll enthalten.

Gedächtnisprotokoll:

Am Montag, 15. Juni 2020, 10:00 Uhr, trafen sich die am Projekt „Krypta Friedhof Oberaußem“ beteiligten Personen auf dem alten Friedhof in Oberaußem zu einem ersten Gespräch. Es waren:

  • Frau Ute Zacher, Dipl. Ing., Stadt Bergheim, Untere Denkmalbehörde,
  • Frau Petra Tutlies, Leiterin Außenstelle Bodendenkmalpflege Nideggen, entschuldigt,
  • Herr Michael Pesch, Abteilungsleiter, Stadt Bergheim, Friedhofsverwaltung/Bestattung,
  • Herr Frank Schultheis, Betriebshof Niederaußem
  • Herr Rainer Mühle, Pfarrgemeinderat der St. Vinzentius-Gemeinde Oberaußem,
  • Herr Uli Reimann, Heimatforscher Oberaußem,
  • Herr Walter Weitz, sachkundiger Bürger, Vermessungswesen, Oberaußem,
  • Herr Hans Griese, sachkundiger Bürger, Oberaußem.

Nach der Begrüßung informierte Herr Rainer Mühle die Teilnehmer über die Gedenkstätte für die Priester aus Oberaußem und Fortuna und wies darauf hin, dass in dieser Erinnerungsstätte bislang keine Beisetzung erfolgt ist. In dem Kellerraum der ehemaligen Vinzenz Kapelle, der sich direkt neben der Gedenkstätte befindet, sind im Laufe vieler Jahre Priester beigesetzt worden. Nach der Einsegnung der St. Vinzentius Kirche 1883 baute man die Vinzens Kapelle zurück. Der Kellerraum blieb unversehrt. Der Zugang wurde mit einer Steinplatte geschlossen. Der Gedenkstein, der vermutlich über 100 Jahre alt sein dürfte und auf dem alle Priester aus Oberaußem und Fortuna aufgeführt sind, bedurfte einer dringenden Sanierung. Als vor einigen Jahren ein neuer Gedenkstein geschaffen und die Gedenkstätte neugestaltet wurde, äußerte sich Herr Pastor A. Brennecke im Rahmen einer Besichtigung dahingehend, dass er hier seine letzte Ruhestätte finden möchte.

Für den Kirchenvorstand und für ihn sei das jetzt eine Herausforderung, diesen Wunsch zu realisieren. Auf der Suche nach dem Zugang habe er mit verschiedenen Zeitzeugen gesprochen und auch verschiedene Angaben bekommen. Auch wurde bekannt, dass Pastor Oehm angeordnet habe, nach seiner Beisetzung den Zugang zu „betonieren“ und abschließend zu versiegeln.  Rainer Mühle verwies u.a. auch auf Lagepläne aus dem Jahre 1822, mit deren Hilfe eine Lage ermittelt werden könnte. 2017 habe er von der Bonner Fa. GeoFact ein Bodengutachten bekommen, aus dem ebenfalls wichtige Informationen zu entnehmen sind. Frau Tutlies, Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege des LVR in Nideggen bezeichnet das Gutachten als solide.

Besprechung mit allen Beteiligten

Uli Reimann berichtete von einem Erlebnis aus dem Jahre 1953. Damals wurde der verstorbene Pfarrer Heinrich Meurers aus Fortuna beigesetzt. Der Kellerraum wurde geöffnet.Uli Reimann nutzte eine Situation, als von den Arbeitern weit und breit keiner zu sehen war und stieg in den Raum. Die Bilder habe er jetzt noch vor den Augen. Er habe Särge gesehen, die auf in die Wand eingelassenen Eisenstangen standen. Nach seiner Erinnerung müsste der Zugang seitlich der Abdeckung des Priestergrabs hier sein. Dabei zeigte er auf einen Bereich zwischen Hecke und Gedenkstein. Uli Reimann machte auf eine Bodensenkung aufmerksam und benannte als Ursache hierfür den Bau eines Luftschutzbunkers während des 2. WK, der tief im Boden unter dem Priesterdenkmal verlaufen dürfte. Herr Fischer erklärte, wie man den Boden über einer Betonplatte abtragen könne. Gleichzeitig könnte man auch die Hecke entfernt. Wenn Größe und Lage der Platte bekannt ist könnte man weitere Rückschlüsse über den Zugang treffen.

Frau Dipl. Ing. Ute Zacher bemerkte folgendes:

  • Für bestimmte Arbeiten sollte eine Fachfirma herangezogen werden,
  • eine gutachterliche Statik sollte erstellt werden,
  • ebenso sollte der Raum belüftet werden,
  • erforderliche Anträge müssten noch eingereicht werden,
  • Bodendenkmalbehörde und Untere Denkmalbehörde hätten keine Einwände gegen eine Beisetzung.

Herr Pesch und Herr Schultheis waren sich einig, dass die Erdarbeiten nach Abstimmung begonnen werden können und die Folgearbeiten, wie das Öffnen der Betonplatte, gewährleistet seien. Vertreter der Arbeitsgruppe sollten anwesend sein, um erforderliche Entscheidungen, die sich erst bei den Erdarbeiten ergeben, beeinflussen steuern zu können.

Herr Walter Weitz erklärte, dass er eine maßstabsgetreue Darstellung der Lage der Kirche anhand der Lagepläne zeitnah erstellen und durch geeignete Markierungspunkte abstecken könnte.

Ende der Besprechung gegen 11:00 Uhr.       Oberaußem, 17.Juni 2020“


Das Treffen sollte als Erfolg gewertet werden. Zeigten doch alle Beteiligten ein großes Interesse an der Bewältigung der Aufgabe und eine genau so große Bereitschaft zur Hilfe und direkter Unterstützung. Plötzlich schien alles leichter zu gehen. Von einer Bürgerin erhielt Rainer Mühle die Nachricht, wo genau nach dem Eingang gesuchten werden sollte. Wörtlich sagte die Bürgerin: „Mitten hinter dem Grabstein des Priestergrabes ca. 2 Spatenstiche tief graben. Dann würde man auf den Eingang kommen.“ Witterungsbedingt und der Erkrankung von Rainer Mühle wurde diese Maßnahmen erst im April 2021 fortgesetzt.
Rainer Mühle hat uns am 29. März 2021 für immer verlassen. Seine Initiative wollen wir respektvoll unter der Bezeichnung „Projekt Rainer Mühle“ weiterführen. Rainer Mühle werden wir ehrendes Gedenken bewahren.

Weitere Vorgehensweise

In einer Nachricht teile ich Norbert Schumacher per E-Mail folgendes mit:

„Lieber Norbert,

vielen Dank für die Nachricht und auch dir und deiner Familie ein frohes Osterfest. Die Nachricht von Rainers Ableben hat mich umgehauen. Ich wollte es nicht glauben, als Anna mir die traurige Nachricht überbrachte. Aber so ist das Leben. Leider kann er das Projekt Krypta jetzt nicht mehr weiterführen. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich zusammen mit Peter Brüggen, Bernd Gützlaff und Peter Dörr weitermachen. Dank Willi Wirtz, der früher als Gemeindearbeiter für den Friedhof zuständig war, wissen wir jetzt, wo wir den Zugang finden werden.

In einem lichten Moment hat er seiner Schwester erklärt, wo wir den Zugang finden werden. Es sollte eine Bestätigung unserer Vermutung sein. Hinter dem Grabstein, genau in der Mitte. Zwei Spatenstiche tief. Rosi Weber, die bis vor kurzem für den Friedhof zuständig war, hatte einmal mit einem Hammer und Moniereisen den Boden sondiert und war an 4/5 Stellen auf etwas Hartem gestoßen und nicht weitergekommen.

So um die 70 cm tief. Das würde ja auch die Aussage von Willi Wirtz bestätigen.

Als ersten Schritt würde ich vorschlagen, in diesem Bereich ein Loch bis zur Betonplatte auszuheben. Die Wände des Lochs kann man mit einem Abflussrohr (20 mm) vor Einsturz sichern und mit einer Gehwegplatte und etwas Erde abdecken. Diesen Schritt könnte ich mit Rosi Webers Nachfolgerin Peggy Poetsch besprechen.

Durch ein Loch in der Betonplatte (Steinbohrer 20-30mm) könnte der Raum ausgeleuchtet und besichtigt werden. Das weitere Vorgehen sollte dann überlegt werden.
Das Graben des Lochs und das Abstützen sehe ich als vorbereitende Maßnahme. Für die Bohrung und alle weiteren Arbeiten müsste eine Genehmigung bei der Stadt Bergheim (Friedhofsamt) eingeholt werden. Rainer hat dazu ein Formular von der Stadt Bergheim erhalten. Ich weiß nicht, ob der Antrag schon gestellt wurde, aber ich denke, das wird noch nicht der Fall sein. Aber darüber können wir noch reden.“

Umriss Vinzenz-Kapelle

Aus der Nachricht an Norbert Schumacher geht hervor, wie wir weiter vorgehen wollten. Zunächst wurde am 07.Mai 2021 der Antrag zur Öffnung der Krypta an die Untere Denkmalbehörde in Bergheim gestellt.

Zwischenzeitlich hat Walter Weitz seine Zusage eingelöst und den Umriss der Vinzenz Kapelle maßstabsgerecht auf die Oberfläche des Friedhofs übertragen. Gleichzeitig hat er die Ausrichtung der alten Mühle von Oberaußem vermessen und festgestellt, dass die Mittelachse der Grundfläche auf die Vinzenz Kapelle ausgerichtet ist. Hierzu muss man wissen, dass der Gutsbesitzer Johann Wilhelm Baumann 1846 die Mühle hat bauen lassen. Er war der letzte Vorsitzender des Kirchenvorstandes der alten Kirche.

Öffnung der Krypta mittels Bohrung und 1. Erkundung

„Vermerk:
Am 15.06.2021 fand die erste Grabung statt und kam bei einer Tiefe von ca. 80 cm auf Mauerwerk mit einer leichten Wölbung. Mittels eines 25 mm Steinbohrer erfolgte die Bohrung und bei einer Tiefe von ca. 30 cm war das Mauerwerk durchbohrt.

Noch am gleichen Tag fand eine erste Erkundung mit einer Inspektionskamera statt, die leider wegen schlechter Ausleuchtung absolut ungeeignet war.

Beteiligte Personen:

Bernd Gützlaff, Peter Brüggen, Hans und Sven Griese.“


„Vermerk“, 13.07.2021

Betr.: Erkundigung und Öffnung der Krypta auf dem alten Friedhof in Oberaußem gemäß der denkmalrechtlichen Erlaubnis nach § DSchG NRW der Stadt Bergheim vom 01.Juni 2021.

Am 12.07.2021, in der Zeit von 18:00-20:00 h, wurde die Krypta erfolgreich erkundet mit dem Ergebnis, dass man den Eingang bestimmen und den Innenraum, die Größe und den Zustand beurteilen kann. Die Krypta dürfte ein quadratischer Raum mit den Maßen 2 x 2 m sein. Die Treppe mit vermutlich 6 Stufen befindet sich in einer Nische.

Der Eingang ist mit einer Bodenplatte abgedeckt und liegt linksseitig der Grabplatte. Eine Vielzahl von Fotos konnten gefertigt werden.
Teilnehmende Personen:
Frau Rosario Köcher, unteres Denkmalamt Stadt Bergheim,
Herr Frank Giesen, Pulheim, Gutachter der Handwerkskammer zu Köln und somit auch Fachmann für Inspektionskameras,
Walter Weitz, Oberaußem, Vermesser,
Bernd Gützlaff, Oberaußem, Stadtteilforum Oberaußem e.V.,
Peter Brüggen, Oberaußem, Stadtteilforum Oberaußem e.V.
Hans Griese, Oberaußem, Organisator.“

„Bericht

Erste Bewertung der Ergebnisse der Erkundung und Öffnung der Krypta auf dem alten Friedhof in Oberaußem gemäß der denkmalrechtlichen Erlaubnis nach § DSchG NRW der Stadt Bergheim vom 01.Juni 2021.
Nach erfolgreicher Inaugenscheinnahme der Krypta und den entsprechenden Fotos mittels einer Inspektionskamera bekam ich am 26. Juli 2021 das Ergebnis mitgeteilt.
Herr Giesen fertigte eine Skizze, eine Bildmappe und eine Vielzahl von Fotos, die auf einem Stick gespeichert sind.

Hierfür habe ich Herrn Frank Giesen ein herzliches Dankeschön von allen Beteiligten übermittelt.

Anhand der Unterlagen lassen sich die Fragen, die in der Genehmigung beschrieben sind, zufriedenstellend beantworten.

Zugang konkret zu beschreiben:
Anhand der Fotos und der Skizze ist der Zugang und der Verlauf der mehrstufigen Treppe, die außerhalb des Raumes liegt, klar zu beschreiben. Die letzte Stufe führt mit leichtem Schwenk in den Raum.

Belegung des Raumes zu ermitteln:

Anhand der Fotos sind die vermutlich vier zerfallene Särge zu erkennen. Eine Zuordnung ist schwierig. Aufgrund der Größe der Krypta ist eine begrenzte Zahl von Bestattungen möglich.

Bekannte Bestattungen sind Pfarrer Theodor Richartz, 1900, Pfarrer Heinrich Meurers, 1953, Pfarrer Johannes Oehm, 1971.

Möglichkeit der weiteren Belegung.
Eine Belegung wäre möglich, wenn die Gebeine der Toten in kleinere Särge, 60 cm lang, eingelagert werden und an gleicher Stelle platzsparend nebeneinander aufstellt würden.

Sonstiges
Das Mauerwerk lässt keine großen Schäden erkennen. Feuchtigkeit scheint kein Problem zu sein. Zurzeit ist die Öffnung mit einem Stopfen verschlossen und die kl. Grube mit 2 Steinplatten gesichert. Falls eine Nutzung nicht mehr in Betracht kommt, würde die Öffnung endgültig geschlossen und die Grube wieder mit Erde gefüllt.

 Nach Abschluss der Erkundung sollte eine Segnung der Grabstätte erfolgen. Allen Beteiligten, die an dieser Aktion beteiligt waren, sei ein herzliches Dankeschön gesagt. Das weitere Vorgehen muss jetzt durch die Unteren- und der Bodendenkmal-Behörde abgestimmt werden.

Hans Griese


Nachtrag:  29. 07.2021
Am 29.07.2021 teilte Bernd Gützlaff mir mit, dass er die Erkundungsöffnung in der Krypta verschlossen und mit Mutterboden verschlossen haben. Die beiden Steinplatten habe er hinter dem Grabstein belassen.“
Erwähnt werden muss, dass die erste Videokamera-Erkundung auch deswegen als misslungen bezeichnet werden muss, weil die Lichtverhältnisse absolut untauglich waren. Erst ein LED-Leuchtband von ca. 300 Watt, was durch die Öffnung in den Raum eingeführt werden konnte, sorgten für ausreichende Beleuchtung.  Die erfolgreiche Erkundung mittels Videokamera führte uns zu dem Ergebnis, dass der Raum belegt ist und Pfarrer Johannes Oehm unmittelbar vor dem Treppenabgang beigesetzt wurde. Am 3. August 2021 fand ein Gespräch mit Monsignore A. Brennecke, Norbert Schumacher und mir statt.

„Vermerk:

Betr. Krypta und Priestergrablage in Oberaußem auf dem alten Friedhof

Am 03. August 2021 fand im Büro der kath. Kirche von Oberaußem ein Gespräch statt.

Anwesend:

Pfarrer, Monsignore Brennecke, N. Schumacher, Kirchenvorstand und Unterzeichner H. Griese statt.

Das Ergebnis der Erkundungsmaßnahme habe ich anhand meines Berichtes ausführlich erläutert und anschließend festgestellt, dass der Zugang nunmehr bekannt ist, die Belegung der Krypta zu erkennen ist und sich daraus die Antwort ergibt:
Eine zukünftige Beisetzung ist möglich, wenn entsprechende Vorbereitungen gemacht werden. Zum Beispiel das Umbetten der vorhandenen Gebeine in Gebein Särge, ca. 80×40 cm, die in der Krypta verbleiben könnten.

Über den Zustand, der Größe und der Tatsache, dass die Gruft eine Linie mit der Grabreihe bildet, wurden diskutiert. Monsignore Brennecke ist der Meinung, dass die Anordnung nicht in das Bild einer Kirche passt. Somit keimt die Vermutung, dass der Raum erst nach dem Rückbau der alten Kirche geplant und gebaut wurde. Eine Ansicht, die auch der Historiker Volker Schüler vertritt. Die Überlieferung, dass der Raum mit dem Bau der Kirche entstanden ist und in den Anfängen dem Totenkultus und später immer wieder der Bestattung von Geistlichen aus Oberaußem diente, hat Klärungsbedarf. Könnte vielleicht Pfarrer Theodor Richartz der Auftraggeber gewesen sein?
Zusammenfassend ist anzumerken:
Die Bestattungsoption besteht weiter.

– Die Erkundungsöffnung sollte umgehend wieder dauerhaft verschlossen werden. Eine erneute Öffnung müsste dann über den Zugang erfolgen.
– Eine Einsegnung der Grabstelle ist vorgesehen.
– Nachforschung über Alter und Auftraggeber pp. ist anzustreben.
– Weitere Maßnahmen sollten in einem Gespräch mit den Beteiligten, Stadt Bergheim, LVR und den Ehrenamtlern besprochen werden.

 Oberaußem, 04. 08. 2021“

Die nächste Maßnahme, die nun folgen musste, war die Öffnung der Krypta. Mit einem Bagger der Stadt Bergheim und deren personelle Unterstützung wurde am 04. Oktober 2021, 10:00 Uhr mit den Arbeiten begonnen. Der mit dem Bericht gefertigte Lichtbildband ist als Anlage beigefügt.

Bericht

Öffnung der Krypta

Der Bagger legt die 1. Betonplatte des Zuganges frei

Eine weitere Maßnahme zur Öffnung der Krypta bzw. Freilegung der Treppe begann am Montag, 04.Okt. 2021, 10:00 h. Beteiligt waren Herr Wolfgang Fischer vom Betriebshof Niederaußem und seinen Mitarbeitern sowie den Ehrenamtlern Bernd Gützlaff, Peter Brüggen, Peter Dörr, Uli Reimann, Hans Griese und Norbert Schumacher, kath. Kirche Oberaußem. Die Ergebnisse vorausgegangener Tätigkeiten waren das Bohren einer Öffnung in die Decke der Krypta und die Inaugenscheinnahme des Innenraumes mittels einer Inspektionskamera am 08., 13., und 19. Juli 2021 und waren somit auch die Voraussetzung für den jetzigen Schritt, Öffnung der Treppe. Beteiligt waren die Ehrenamtler Frank Giesen, Bernd Gützlaff, Peter Brüggen. Frau Rosario Köcher von der Unteren Denkmalbehörde wohnte der Sichtung vom 13. Juli 2021 bei. In dem Bereich, wo der Ausgang sein sollte, setzte der Baggerführer an und räumte das Erdreich ab. In einer Tiefe von 80 cm kamen zwei Betonplatten zum Vorschein sowie die Mauerung des tieferliegenden Treppenschachts. Nach kompletter Freilegung dieses Bereiches konnten zwei von drei Betonplatten entfernt und ein Teil des Treppenschachtes und Treppe freigelegt werden. Das Entfernen der dritten Betonplatte erwies sich als nicht möglich, da ein dicker Betonbrocken, der Teil des Grabstein-Fundamentes und der Grabeinfassung ist, die Betonplatte blockiert. Auf das sich hieraus ergebene Problem wird später eingegangen. Auf der 1. und 2. Treppenstufe hockend konnte Peter Dörr in den Raum blicken und Fotos machen.
In Absprache wurde dann beschlossen, die Betonplatten wieder in die ursprüngliche Lage zu verbringen und mit einer wasserdichten Folie abzudecken. Mit Bohlen und einer Eisentür wurde das Erdloch abgedeckt und mit 2 schweren Betonplatten beschwert, um ein unbefugtes Betreten zu verhindern. Das Ende der Arbeiten war gegen 12:00h.

Zusammenfassend kann folgendes festgehalten werden:

  1. Die Art, wie die Krypta verschlossen wurde, lässt es zu, die Treppe in kurzer Zeit, allerdings mit Baggerunterstützung, frei zu legen und zu betreten.
  2. Die nach der Sichtung aufkommende Vermutung, die Krypta wäre erst nach dem Abriss der Kirche gebaut worden, weil sie in der Flucht der Grabreihe liegt, ist nicht mehr zu halten wird jetzt anders beurteilt.
  3. Die Mauern der Krypta liegen in einem Winkel von ca. 40 Grad zum Weg/Grabreihe, was dem Grundriss der Kirche entspricht.
  4. Die Auswertung der Fotos der Krypta lässt den Schluss, dass 5 Priester hier beigesetzt wurden.
  5. Die Öffnung der Treppe, die durch das Entfernen der beiden Betonplatten entstanden ist, dürfte zu klein sein, um hier einen Sarg durchreichen zu können. Somit bedarf es zu dieser Frage eine Entscheidung, wie weiter zu verfahren ist:
    • a) Freilegung der 3 Betonplatte durch Entfernen des Betonbrockens und damit die volle Öffnung der Treppenöffnung zu erreichen.
    • b) Bauliche Veränderung der Treppe und Treppenschacht, um so eine Vergrößerung der Treppenöffnung zu erreichen. Hierzu bedarf es einer Genehmigung.
  6. Besichtigung durch Personen der Bodendenkmal- und Unteren Denkmalbehörde.
  7. Gebeine aufnehmen und in einen Gebeine Sarg ablegen. Kontakt zu einem Bestattungsunternehmen besteht.
  8. Räumung der Sargreste.
  9. Statik, Belüftung, Altersbestimmung, Vermessung.

Abschließend möchte ich festhalten, dass die Arbeiten sehr pietätvoll und geräuschlos verliefen und alle Beteiligten sich ein großes Lob mehr als verdient haben.                 Oberaußem, 07. Okt. 2021“

2. Öffnung der Krypta – seitlicher Zugang

Herr Christoph Plinz (2.Pers. v. l. stehend) und
U. Reimann im Gespräch

„Bericht:

Krypta: Problemlösung im Zugangsbereich
Die Inaugenscheinnahme der Krypta, die für Montag, dem 25.Okt.2021, 10:00 Uhr, mit Herrn Christoph Plinz, Steinmetzbetrieb aus Düren und dem Stadtteilforum verabredet war, fand termingerecht statt. Teilnehmende Personen waren: Norbert Schumacher, Bernd Gützlaff, Peter Dörr, Uli Reimann, Mitarbeiter der Stadt Bergheim und Unterzeichner.

Die Angehörigen des Betriebshofes Bergheim-Niederaußem legten den Treppeneingang frei, sodass Herr Christoph Plinz freie Sicht auf den Treppenabgang und die Betonplatten hatte. Eine weitere Öffnung der Krypta war nicht erforderlich, um sich eine Meinung von der Problematik zu machen.       
Als mögliche Lösung nannte Herr Plinz zwei Varianten, die in Betracht kommen könnten:

– Das Priesterdenkmal (Grabstein, Grabplatte und der Einfassung wird um ca. 100 cm nach rechts verlegt/geschoben
– Über dem Treppenabgang der Krypta wird eine Art Brücke gebaut, auf dem die Fundamente des Denkmals aufliegend abgestützt werden.“

Peter Dörr und Herr Plinz im Gespräch

Im Erörterungsgespräch erläuterte Herr Plinz, dass jetzt mit den Denkmalbehörden abgeklärt werden muss, welche Variante bevorzugt werden soll. Die Kosten für Planung und Umsetzung wären schon erheblich.
Aufgrund der Tatsache, dass der Bestatter Schiefer aus Brauweiler die Umbettung der Gebeine in sogenannte Gebeine Sarg und die komplette Räumung des Raumes ehrenamtlich zu erledigen gedenkt, schloss Herr Plinz sich dieser Einstellung spontan an und meinte, die Arbeiten ebenfalls kostenneutral zu machen. Da er terminlich für die kommenden Monate komplett ausgebucht wäre, bat er, die Arbeiten in das kommende Jahr zu verlegen.

Herr Plinz machte sofort darauf aufmerksam, dass die nötigen Arbeiten erst im kommen Jahr ab März 2022 gemacht werden können, da die Termine keine andere Planung zulassen.

Dem wurde zugestimmt und beschlossen, die Öffnung der Treppe wieder ordnungsgemäß zu verschließen und mit Boden zu bedecken, sodass der ursprüngliche Zustand vorübergehend wieder hergestellt ist. 

Oberaußem, 25. Okt. 2021“

Beseitigung störender Betonfundamente
der Seiteneinfassung

„Bericht
Entfernen störender Fundamentteile im Bereich der Treppe am Freitag, 29. April 2022

Die linke und vordere Einfassung sowie die li. Grabplatte sind entfernt.

Bezugnehmend auf den Bericht vom 25.Okt. 2021 und den darin beschriebenen Arbeiten zur Freilegung der Eingangstreppe wurden am Freitag, 29.Apr.2022, in der Zeit von 08:15 – 12:00 Uhr, wie vereinbart die Maßnahmen umgesetzt. Anwesende Personen waren: Herr Timo Scholz und Herr Nico Hermann Mitarbeiter der Fa. Plinz, Norbert Schumacher, Bernd Gützlaff, Peter Dörr, Uli Reimann, Friedel Geist, Hans Griese. Die Arbeiten waren mit der Stadt Bergheim, Herr Hofmann in Vertretung für Herrn Fischer, der Unteren Denkmalbehörde und der Bodendenkmalbehörde abgestimmt.

Die Mitarbeiter der Firma Plinz entfernten zunächst die 2 Elemente der Grabeinfassung links und vorne und das ca. 20-30 cm lange Verbindungselement zwischen linker Einfassung und Grabstein sowie die linke Grabplatte und lagerten sie auf der gegenüberliegenden Seite des Weges. Die störenden Betonteile wurden zerkleinert und entfernt. Die Freilegung erfolgte mit einem Minibagger von Friedel Geist. Das Entfernen der Treppenabdeckung (Steinplatten) war nicht geplant und auch nicht erforderlich.

Als Ergebnis kann festgestellt werden, dass die Betonteile, die den Zugang zur Krypta stark behinderten, restlos entfernt sind und somit die weiteren Arbeiten in den nächsten Wochen fortgesetzt werde könnten.
Dank gilt allen Mitwirkenden, den Behörden und insbesondere der Fa. Plinz, die trotz terminlicher Zwänge vorbildlich die Arbeiten erledigte und dem Priesterdenkmal keine Schäden zufügte.“ 
Alle Voraussetzungen waren nun erfüllt, um die Krypta so zu erkunden, wie es geplant war. Alle bisherigen Maßnahmen waren mit dem Friedhofsamt und dem Betriebshof Niederaußem abgestimmt. Auch stand die Frage im Raum, wie oft die Krypta noch zu öffnen ist. Und so schafften wir uns eine Zugangserleichterung, die es ermöglichte, ohne Erdarbeiten und mit wenigen Handgriffen die Abdeckung leicht zu handhaben. Bergheim-Oberaußem, 16.Mai 2022“

3. Öffnung der Krypta – seitlicher Zugang

„Bericht“

Schaffen einer Zugangserleichterung zum Treppenabgang der Krypta

Nachdem am 29. April 2022 die störenden Fundamentteile erfolgreich beseitigt werden konnte, fanden am Montag, 16. Mai 2022, die Arbeiten statt, um zukünftig die der Treppe leichter und ohne Mini-Bagger erledigen zu können. Beteiligt an diesen Arbeiten waren Norbert Schumacher, Bernd Gützlaff, Friedel Geist, Peter Brüggen, Hans Griese. In einem ersten Arbeitsschritt wurde das abdeckende Erdreich weiträumig abgetragen und links neben der Grabstätte von Pfarrer Thomas Zensus gelagert. Die drei Betonplatten ließen sich anschließend problemlos entfernen. Als letzte konnte die freiliegende Öffnung mit einer großen Holzplatte abgedeckt und mit übereinander gestapelten Betonplatten beschwert geschlossen werden. Die Baustelle wurde mit Flatterband gesichert.

Hans Griese

Nachdem nun der Zugang in die Krypta wesentlich einfacher zu öffnen war, waren alle weitere Maßnahmen wesentlich leichter zu organisieren und brauchten auf Bestattungen im Umfeld der Krypta kaum noch zu achten. Die Umbettung der Gebeine in sogenannte Gebein Truhen und die Räumung der Krypta stand jetzt als letzte große Maßnahme an. Alle angesprochenen Personen erschienen zum vereinbarten Termin.

4. Öffnung der Krypta, Umbettung und finale Schließung der Krypta

„Bericht

Am Mittwoch, dem 01. Juni 2022, 09:00 Uhr, trafen sich an der Krypta Heinz und Jacob Schieffer und Domenik Kummer vom Bestattungshaus Schieffer OHG aus Brauweiler, Peggy vom Betriebshof Niederaußem, Norbert Schumacher, Peter Dörr, Friedel Geist sowie Hans Griese um die erforderlichen Arbeiten fortzusetzen. Kurzfristig anwesend war Frau U. Zacher, Untere Denkmalbehörde. Monsignore A. Brennecke erschien zu einem späteren Zeitpunkt.

Ziel der Arbeiten war, die Gebeine in die von Jakob Schieffer gefertigten Gebeine-Truhen zu verbringen sowie den Raum zu säubern und wieder zu verschließen. Als vorbereitende Maßnahme hierfür wurde bereits am 16. Mai 2022 die Treppe freigelegt und sofort wieder mit leichteren Materialien plus der Betonplatten verschlossen.

Der Hinweis von Frau Tutlies, Amt für Bodendenkmalpflege des LVR, auf die Gefahr der Schimmelpilze und deren toxische Sporen hat mich dazu veranlasst, die Zahl der an dieser Aktion beteiligten Personen auf ein Minimum zu beschränken. Anzumerken ist, dass Frau Dr. Petra Tutlies alle bisherigen Berichte über die Krypta in die Fachanwendung BODEON eingestellt hat. Nachdem Frau Dipl. Ing. Ute Zacher die Gruft in Augenschein genommen hatte erklärte sie, von einer Prüfung der Statik und der Einbau einer Belüftungsanlage Abstand zu nehmen. Außerdem möchte Sie, dass anhand eines Feldbrandsteines, der aus der oberen Randabdeckung des Treppenabganges entnommen wurde, eine Altersbestimmung durchgeführt wird.

Dadurch, dass der Treppeneingang zur Gruft nicht mit Erde abgedeckt war, gestaltete sich die Öffnung als unproblematisch und war schnell erledigt. Mit Schutzkleidung betraten Heinz Schieffer und Peter Dörr gegen 09:30 Uhr den Raum und nahmen ihre Arbeit auf. Die Beleuchtung erfolgte durch Batteriescheinwerfern.

Die Bezeichnung der Gebein Särge erfolgte aus der Sicht des auf der Treppe stehenden Betrachters: Sarg links (Pfarrer Oehm im Eingangsbereich), Särge Mitte, oben + unten sowie den Särgen rechts, oben + unten.

Da der Raum nach Osten ausgerichtet ist befindet sich die Treppe auf der Westseite und die gegenüberliegende auf der Ostseite. Folgerichtig ist die Wand links von der Treppe im Norden und die gegenüberliegende Wand im Süden.

Die Gebeine wurden pietätvoll in die beschrifteten Gebeine-Truhen gelegten. Pfarrer Oehm in den Sarg mit der Aufschrift „links“. Die Pfarrer Meurers und S. Bacia in den Särge Mitte oben + unten.

Die Umbettung der an der Südwand befindlichen Gebeine haben zwei Auffälligkeiten, die letztlich auch zur Identifizierung von Pfarrer Theodor Richartz und der Erkenntnis führt, dass rechts, oben + unten 3 Priester beigesetzt wurden. Neben Pfarrer Richartz dürften hier die Pfarrer Schröder und Berg, die nach ihrem Tod 1844 und 1863 zunächst in Gräber direkt neben der Vinzenz Kirche beigesetzt wurden, und nach dem Abriss der Kirche 1884-86 in die im Boden verbliebene Krypta ihre letzte Ruhestätte bekamen. Dabei sind vermutlich die sterblichen Überreste von Pfarrer Schröder in einer kleinen Gebein-Truhe die Ecke Süd-Nordwand gelagert worden, während die Umbettung von Pfarrer Berg in einem normalen Sarg erfolgte. Ihre Gebeine hätten in die Gebeine Särge rechts unten kommen müssen und die von Pfarrer Richartz in die GK rechts oben. Die Beerdigung von Pfarrer Theodor Richartz erfolgte 1900. Somit befindet sich der Sarg 122 Jahre in dem feuchten Raum. Die Gebeine von Pfarrer Schröder und Berg sind neben dem Vinzenz Kapelle erdbestattet worden und vermutlich erst bei den Umgestaltungsarbeiten 1937 in Gebein Särge umgebettet und in der Krypta unter dem Sarg von Pfarrer Theodor Richartz beigesetzt.

Durch Verwitterung der Sargbretter haben sich die Gebeine vermischt, sodass eine eindeutige Zuordnung nicht möglich war. Alle Gebeinreste wurden somit in ein Gebein-Sarg gelegt.
Einem Zufall ist es zu verdanken, dass der Sarg von Pastor Theodor Richartz schnell und ziemlich eindeutig anhand der aus Eisen bestehenden Sargfüße identifiziert werden konnte. Jakob Schieffer wusste, dass diese Füße um die im Zeitalter 1900 von kurzer Dauer in Mode kamen und bald wieder verschwanden. Pastor Richartz ist in diesem Sarg beerdigt worden und dieser Sarg war der Sarg „rechts“ oben, also direkt an der Südwand.
Somit steht fest, dass insgesamt 6 Pfarrer seit 1884-1886 bis 1971 hier beigesetzt wurden.

Pfarrer Schröder, 1832-44,
Pfarrer Berg, 1844-63,
Pfarrer Richartz, 1863-1900,
Pfarrer Meurers, 1953,
Pfarrer Bacia, 1964,
Pfarrer Oehm, 1971.

Die Sargreste und dass in diesem Bereich befindliche Erdreich wurden eimerweise nach draußen getragen und in einem Kübel geschüttet. Anschließend erfolgte die Suche nach Auffälligkeiten wie Grabbeigaben. Vorgefundene Kreuze verblieben bei den Beigesetzten. Grabbeigaben wurden keine gefunden. Anschließend wurde der Kübel auf dem Erdhaufen entleert. Holzreste und Teile aus Metall wie Tragegriffe und Sarg-Füße wurden getrennt in Müll- und Jutesäcke verpackt und von Frau Poetsch, Mitarbeiterin des Betriebshofes Niederaußem, entsorgt.

Als letzte Maßnahme wurde die Gruft von herumliegenden Resten gesäubert.

Gegen 12:15 h nahm Monsignore A. Brennecke im Rahmen eines religiösen Festaktes die Einsegnung der Gebeine und der noch geöffneten Krypta vor. In einer kurzen Ansprache an die Anwesenden bedankte er sich ganz herzlich bei allen, die an dieser Arbeit beteiligt und mitgewirkt haben mit einem „Vergelt´s Gott.“

Als Abschluss wurden die Gebeine Truhen in die Gruft getragen und in geordneter Form abgestellt. Bevor der Raum verschlossen wurde, hat Peter Dörr den Raum vermessen und eine Handskizze mit Lage zum Grab und Maße gefertigt. Der Raum ist 2,30 x 2,50 m groß. Die Deckenhöhe jeweils außen beträgt ca. 1,70 und in der Mitte 2,15 m.

Die Orientierung des Raumes beträgt nahezu 90 Grad Ost.
Die Betonplatten wurden wieder auf den Treppenabsatz platziert und mit einer Folie abgedeckt. Gegen 15:00 h waren die Erdarbeiten erfolgreich beendet.

Mit der Wiederherstellung der Grabplatte und Grabeinfassung durch die Fa. Plinz, die noch erfolgen muss, ist das Projekt „Rainer Mühle“ erfolgreich beendet.

Die von Rainer Mühle vor 11 Jahren selbstgesteckten Ziele, den Eingang der Krypta zu finden, Lage, Ausrichtung, Zustand sowie Grad der Belegung festzustellen, kann seit dem 01. Juni 2022 mehr als erfüllt bezeichnet werden. Neben der Ortung des Zugangs, dem Zustand und der Belegung konnte die tatsächliche Anzahl der hier beigesetzten Priester und der Namen recherchiert werden.

Es sollte allen, die an der Umsetzung und Verwirklichung des “Projekts Rainer Mühle“ beteiligt waren, stolz machen.

Eine mehr als 700 Jahr alte Kirche auf dem höchstgelegenen Friedhof im Kreis Bergheim oder sogar im Rhein-Erft-Kreis, die vor mehr als 130 Jahren dem Erdboden gleich gemacht wurde, dürfte aus damaliger Sicht nachvollziehbar sein, aus heutiger Sicht dürfte es einer historischen Katastrophe gleichkommen. Dass die Krypta durch die jetzt abgeschlossenen Maßnahmen wieder an Aufmerksamkeit gewonnen hat ist erfreulich und sollte als „Schatz“ gepflegt werden.
Abschließend möchte ich mich ebenfalls bei allen Mitwirkenden, den Behörden, dem Landschaftsverband Rheinland und Unternehmer, die ihre ganze Professionalität und Erfahren mit einbrachten ganz herzlich bedanken.

RWE Power AG, (Bodengutachten),
Natursteinwerkstatt, Christoph Plinz und MitarbeiterBestattung,
Schieffer OHG, Heinz, Jakob und Domenik,
Betriebshof Niederaußem, Herr Fischer und Vertreter, Rosi, und Peggy,
Unter Denkmalbehörde, Frau Rosario Köcher, Frau Dipl. Ing. Ute Zacher, Bodendenkmalpflege, Frau Dr. Petra Tutlies,
Norbert Otto, als damaliger Ortsbürgermeister, Die Ehrenamtler: Norbert Schumacher, Bernd Gützlaff, Frank Giesen, Peter Brüggen, Peter Dörr, Uli Reimann, Friedel Geist, Walter Weitz, Volker Schüler, Hans und Sven Griese.

Oberaußem, den 07.Juni 2022, Hans Griese“

Eigentlich dürften alle Fragen beantwortet sein und das Projekt Rainer Mühle somit einen erfolgreichen Abschluss gefunden haben. Aber wie alt war die Krypta?  Eine Frage von hoher Bedeutung, würde deren Beantwortung auch das Alter der Kirche preisgeben. Anhand eines sogenannten Feldbrandstein, der aus dem Mauerwerk des Treppenabganges entnommen werden konnte, sollte einer Untersuchung zugeführt werden.

Altersbestimmung der Krypta

Entnahmestelle des Feldbrandsteines

Das Alter der Krypta ist so alt wie die Kirche, die 1306 erstmalig erwähnt wird, sollte man denken. Wie alt ist der Turm. Hier geht die Vermutung von Römerzeit bis hin zum Mittelalter. Und so war die Hoffnung mir der Altersbestimmung der Krypta, dass das Alter der Kirche mit dem Vorliegen der Analyse bekannt wird. Am 29. Juni 2021 nahm ich mit Herr Ralf Kotalla tel. Kontakt auf und schickte noch am gleichen Tag einen in der Mitte durchgebrochenen Feldbrandstein zu einer Altersbestimmung an das Labor

Sehr geehrter Herr Ralf Kotalla,
mein Anliegen ist es, aus einem Feldbrandstein, der eindeutig dem Keller/Krypta der St. Vinzenz Kirche in Bergheim-Oberaußem zugeordnet werden kann, eine stimulierte Lumineszenz Datierung zu veranlassen, um das Alter der St. Vinzenz Kirche, die 1884-86 abgerissen wurde, weil sie für die Einwohner des Ortes zu klein und einsturzgefährdet war.

Während die Vinzenz Kirche zurückgebaut wurde, verblieb die Krypta unbeschädigt und diente in den folgenden Jahren als Grabstätte verstorbener Priester. Die letzte Beisetzung erfolgte 1971. Seit 2017 sind Mitglieder des Stadtteilforum Oberaußem e.V. bemüht, das Geheimnis der Krypta zu lüften. Nachdem der Zugang nach jahrelangem Suchen gefunden und geöffnet werden konnte, wurde am 1. Juni 2022 der Raum letztmalig geöffnet. Die Gebeine der 5 beigesetzten Priester wurden in Gebeine Truhen umgebettet, der Raum gesäubert und wieder geschlossen. Aus der Mauer der Treppe konnte ein Feldbrandstein entnommen werden, mit dem jetzt einer Datierung vorgenommen werden soll.

Ist es möglich, anhand dieses Steines eine Datierung zu machen oder benötigen Sie noch weitere Materialien pp.? Wenn die Dokumentation soweit in Ordnung ist, würde ich mich über eine kurze Nachricht freuen.

Oberaußem, den 29. Juni 2021“

„Betr.: Altersbestimmung

Sehr geehrter Herr Ralf Kotalla,

bezugnehmend auf das heute mit Ihnen geführte Telefongespräch übersende ich Ihnen wie vereinbart das Stück Tonziegel zwecks Altersbestimmung. Ich würde mich freuen, wenn das Ergebnis meinen Erwartungen entspricht.
Die Kosten stellen Sie mir in Rechnung.“
Das Ergebnis der Analysen ergab, dass der dem Mauerwerk entnommene Feldbrandstein 530 Jahre alt ist.

Vollständige Wiederherstellung der Priestergrabstelle

Die gesamte Einfassung und Abdeckung des Priestergrabs wurde am 22.02.2023 vom Steinmetz-Fachunternehmen Plinz wieder hergestellt. Somit befindet sich die Grabstellen wieder in einem respektablen Zustand.

Anlagen

Auszug aus der Akte Bodendenkmal BD-Nr.: BM 122

Denkmallisten-nummerStadtteilGemarkungFlurFlurstückTag der EintragungKurzbezeichnung
7OberaußemOberaußem-Fortuna65, 12, 22906.04.1987Kirchwüstung St. Vincenz

Kirchwüstung St. Vincenz

Östlich der Kirche von Oberaußem – ca. 100 m – lag auf dem „Tonnenberg, die alte Kirche. Auf dem ganz als Friedhof genutzten Bergsporn sind heute keine Reste dieser Kirche sichtbar. Mit Hilfe des Urkatasters von 1822 lässt sich allerdings der Grundriss rekonstruieren. Die nach drei Seiten steil abfallende Bergnase, sowie der Absatz auf dem Hals des Bergrückens, zeigen den Wehrcharakter der Anlage, der zudem überliefert ist. Die erste schriftliche Erwähnung der Kirche erfolgte 1306. Die Kirche wurde 1730 renoviert und nach dem Neubau der Pfarrkirche nach 1881 abgerissen. In den Jahren 1940 -45 wurde zum Schutz der Zivilbevölkerung, ein Luftschutzstollen in den Berg getrieben. Der Zugang ist heute verschüttet, zwei Stützbalken sind noch zu sehen. Wiederholt ist es zu Absenkungen auf dem Friedhof gekommen, was auf den Einsturz dieser mit Eisenbahnschwellen abgestützten Stollen zurückzuführen ist.

Wesentliche Merkmale: Der nach drei Seiten abfallende Bergsporn.

An der Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Maßstabsgerechte Grundriss-Einmessung auf die Friedhofsfläche von Walter Weitz

Antrag der Fa. Plinz auf denkmalbehördliche Genehmigung der Baumaßnahmen

Genehmigung der beantragten Baumaßnahmen der Unteren Denkmalbehörde

Vermessung des Friedhofes

Nach der finalen Schließung der Krypta ist der Grundriss der Kapelle, der Krypta in ein aktuelles Luftbild maßstabsgerecht einzeichnet worden.
Zeitgleich fand die Vermessung des alten Luftschutzbunkers aus dem 2. WK, statt, der unter dem alten Friedhof verlaufen ist. Leichte Bodensenkungen
auf dem Friedhof lassen erkennen, wo der Verlauf des Bunkers ist. Der runde Kreis, rot, zeigt die Stelle an, wo der Bunker eine Vergrößerung hatte und
Pastor Oehm Messen hielt. Die Vermessung ist auf Anregung und Vermittlungen von Peter Dörr unter Mitwirkung der Markscheiderei/RWE entstanden.