Quelle:
Heimatblätter 2004/3 vom
Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim e.V.
Bearbeitet von Norbert Esser

Die Heimatblätter und andere Publikationen sind bei den Heimatfreunden erhältlich

Inhaltsverzeichnis:

Pfarrer Heinrich Meurers

Die Konsekration der Pfarrkirche St. Barbara in Fortuna war auf den 7. Oktober 1923, das Rosenkranzfest, festgelegt worden. In den letzten Tagen wurde noch mit Hochdruck gearbeitet. Der Platz um die Kirche herum planierte die Einwohnerschaft. Für den hohen Festtag wurde er ringsum mit Tannenbäumen besetzt. Zwischen Schule und Kirche erhob sich eine große Ehrenpforte, wo Se Eminenz empfangen wurde. In einem der Schulsäle, der zu einer kleinen Kapelle umgewandelt war, wurden die Reliquien zur Verehrung aufgestellt, die im Sepulcrum des Hochaltares Aufnahme finden sollten. Es waren Reliquien des hl. Donatus und des hl. Evergislus. Bis spät in der Nacht arbeitete man an der Ausschmückung des Platzes und der Kirche. Auf dem Chor der Kirche war ein prächtiger Thron in rotem Plüsch von einer Kölner Dekorationsfirma für den Herrn Kardinal aufgestellt. Punkt 8 Uhr erschien der Kraftwagen der den Herrn Kardinal zur Kirche brachte. Es fand ein kurzer Empfang statt. Dann begannen sogleich die Einweihungszeremonien. Es wirkten mit die Herren Studienrat Herkenrat aus Köln-Deutz, Studienrat Everhardt aus Essen, H. H., Pfarrer Hopmann, Essen, Pfarrer Ermert, Rheinbreitbach, Direktor Mayers, Bergheim/Erft, Rektor Schmitz vom Generalvikariat Köln, Geheimsekretär Dr. Corsten, Kaplan Lux, und der Ortspfarrer, Das erste Hochamt hielt Msgr. Dechant Benger aus Kirchherten unter Pontifikalassistenz von Se. Eminenz. Mittlerweile waren eingetroffen Herr Generaldirektor Dr. Silverberg, Regierungspräsident Graf von Adelmann, Beigeordneter Lehmann als Vertreter des erkrankten Oberbürgermeisters Adenauer von Köln, Graf Beissel zu Gymnich ehemaliger Landrat des Kreises Bergheim/Erft, Bergwerksdirektor Fricke, Köln, Direktor Dr. Schreiber, Schulrat Wolf in Vertretung des Landrates, Bürgermeister Simon, Direktor Bornemann, Direktor Hesse, Oberingenieur Ermert, Professor Schwartz vom K.M.G., der Präsident des K.M.G., die Direktoren der benachbarten Gruben, die Vertreter der Firmen, die durch Stiftungen zu dem Kirchbau beigetragen hatten. Am Erscheinen verhindert waren Herr Dompropst Dr. Middendorf, Herr Prof. Witte Leiter des Schnütgenmuseums und Landrat Sieger. Eine großere Chorgruppe des K.M.G. trug bei dem Pontifikalamt eine Messekomposition vor, die von Prof. Schwartz für die Feier eigens komponiert worden war und von ihm dirigiert wurde. Se. Eminenz bestieg nach dem Evangelium die Kanzel und hielt an die dicht gedrängte Menge der Gläubigen eine eindrucksvolle Predigt. Zu Beginn betonte er, wie selten in der gegenwärtigen Zeit eine Kircheneinweihung sei und er dankte der Rh.A.G. für ihre hochherzige Schenkung. Den Schwestern, deren Generaloberin erschienen war, für die langjährige Gastfreundschaft, die sie den Bewohnern von Fortuna in ihrer Kapelle gewahrt hatte. Dann wandte er sich in längerer Ausführung an die Pfarrangehorigen und die übrigen Gläubigen, die in dichten Scharen das Gotteshaus füllten und sprach von dem großen Wert eines Gotteshauses, das nun mit seinem Tabernakel den Mittelpunkt in der Gemeinde bilde und ermahnte die Gläubigen zum eifrigen Besuch der Kirche. Es war eine unvergeßlich schöne Feier, in der sich die ganze Schönheit des katholischen Gottesdienstes zeigte. Einem Pontifikalamt hatten die meisten noch nie beigewohnt. Selbst die vielen Andersgläubigen konnten sich dem Eindruck nicht entziehen. Und äußerten sich später in lobenswerter Weise darüber.

Konzert vom Kölner M.G.V. zum Einweihungstag

Den Hintergrund im Ganzen aber bildete die mehrstimmige Messe des Kölner M.G.V. . Es war ein prachtvolles Stimmmaterial, dass sich ganz entfalten konnte. Den Höhepunkt bildete das Sanktus und das Agnus Dei. Unvergeßlich war der Moment der hl. Wandlung, wo der Herr zum ersten mal auf den Altar niederstieg und in unserer Gemeinde Wohnung nahm. Es war die Krönung des ganzen Werkes, all der Entbehrungen und Enttäuschungen, aller Arbeiten und Mühen. Nach dem Pontifikalamt erteilte der Herr Kardinal den bischöflichen Segen und wurde zum Portal geleitet. Segnend durchschritt er
die Menge und fuhr dann zum Kloster Bethlehem.

Nach der Besichtigung der Kirche kamen die geladenen Gäste zum Kloster, wo ein Frühstück stattfand. Bei dem Frühstück sprach Herr Generaldirektor Dr. Silverberg Se. Eminenz Dank für seine Mitwirkung aus, darauf der Ortspfarrer, der der Rh. A.G und Seiner Eminenz dankte. Danach Graf Adelmann als Vertreter der Regierung, Graf Beissel als früherer Landrat, danach der Präsident des Kölner M.G.V. . Zum Schluß dankte Se. Eminenz. Nach dem Frühstück gegen 3 Uhr fuhren die Herrschaften nach Köln zurück. Nachmittags fand in der neuen Kirche eine feierliche Komplet statt. Um 1/2 6 Uhr veranstaltete der Kölner M.G. V. ein Konzert zum Besten der Kirche, das gut besucht war. Danach kamen die Herren zum Kloster, wo sie noch einige Stunden bei herrlichen Liederspenden zusammen blieben, bis das Auto sie zum Zug nach Horrem brachte. Herr Prof. Schwartz fuhr erst am folgenden Tag nach Hause.

Einladungsbrief an Herrn Architekt Wilhelm Paustenbach
zur Einweihungsfeier der Barbarakirche.
(Original im Besitz der Familie Paustenbach.)

So war der schöne Einweihungstag, auf den man sich so lange gefreut hatte, zu Ende gegangen. Es waren zu viele der schönen Eindrücke gewesen, die auf denjenigen, der alles miterlebt hat, eingestürmt waren. Es war eine unvergeßliche Freude, die nur der ganz verstehen kann, der all die Schwierigkeiten durchgemacht, der oft, besonders in der unruhigen Inflationszeit vor vernichteten Hoffnungen stand und nachher das Werk wachsen und vollendet sah. Es hat der liebe Got in ganz offensichtlicher Weise geholfen. Man muß bedenken, dass die ganze Kirche der Gemeinde fast nichts gekostet hat. Sie wäre auch niemals imstande gewesen, eine kleine Notkirche zu bauen. Die Gemeinde wird für immer Herrn Dr. Silverberg zu großem Dank verpflichtet sein. Der hl. Vater hat seine hohen Verdienste anerkannt, indem er ihm am Vorabend der Konsekration sein Bild mit einer diesbezüglichen Widmung und eine silberne Papstmedaille sandte, obgleich er Protestant ist.

Nach Silverberg gebührt der Dank aber auch dem Herrn Kardinal, der sich Fortuna besonders angenommen hat. Er hat Recht behalten, wenn er wiederholt sagte: „Fortuna kommt zum Ziel, denn Fortuna heißt das Glück“. Von den anderen Herren ist noch besonders Herr Oberingenieur Ermert zu nennen. Sein Wirken für unsere Kirche ist nicht so recht in die Offentlichkeit gedrungen. Er hat, wo er nur konnte, den Bau in seiner Ausführung gefördert. Ebenso Herr Architekt Paustenbach, der sich auch sehr für unsere Kirche eingesetzt und noch vieles während des Baues erreichte. Se. Eminenz dankte beiden Herren in einem huldvollen Schreiben für ihre Mühewaltung. Nicht an letzter Stelle seien die Gebrüder Lanzerath erwähnt, die als Maurer tüchtig waren, vor allem der Polier Peter Lanzerath. Es war oft rührend zu sehen, wie sie alles taten und aufboten, um recht viel zu bauen. So konnten wir voll Dank auf ein großes Werk zurück schauen, das noch nicht ein Jahr zur Vollendung gebraucht hat.

Die Pfarrkirche in Fortuna

Nach all dem Schönen sollte nun eine schwere Zeit kommen. Da die Kirche da war und der Besuch des Gottesdienstes fur die Leute bequemer war, entwickelte sich ein ganz schönes, religiöses Leben, wie man es bisher auf Fortuna nicht gekannt hat. Es nahte das Weihnachtsfest. In Bethlehem war das Fest immer schön und stimmungsvoll gewesen durch die große Krippe, die über den Altar gebaut war. Das Kloster mußte schon seines Namens willen das Fest besonders schon gestalten. Uns fehlte noch eine Krippe. Es wurde deshalb in der Gemeinde dafür gesammelt, so dass sie sogleich angeschafft werden konnte. So bauten wir auf der Epistelseite genau wie in Bethlehem eine schöne Krippe. Die Figuren waren aus Terrakotta, und so konnten wir ein schönes Weihnachtsfest feiern, das erste in unserer neuen Kirche. Auch waren die Armen und Bedürftigen beider Konfessionen dank der freiwilligen Spenden reich beschenkt worden. Aber es fehlte am Weihnachtsfest der warm geheizte Kirchenraum. In dieser Hinsicht waren wir von Bethlehem verwöhnt worden. Zwar wurde ein Heizkessel zur Zeit im Keller eingebaut, aber es fehlten noch die Leitungsrohre. Damals war die Kälte so groß in der Kirche, dass sogar die Figuren in der Krippe fest gefroren waren. Aber es sollte auch ein anderes Ereignis sehr störend das beginnende Gemeindeleben schwer schädigen. Das war der große Streik, der im Januar 1924 im ganzen Braunkohlengebiet wegen der Wiedereinführung des 12-Stundentages unvermittelt ausbrach. Dieser Streik dauerte fast 10 Wochen und war für die Arbeiterschaft gänzlich verloren. Über Ursache, Verlauf und Berechtigung näheres hier zu berichten, ist nicht Sache der Pfarrchronik. Dieselbe muß aber hier Erwahnung finden, da es von sehr großem Schaden für unser kirchliches Leben war. Wenn der Pfarrer sich auch größter Unparteilichkeit beflei ßigte, so wirkte doch die Verbitterung und Verhetzung sehr nachteilig für unser religiöses Leben. Der Kirchenbesuch wurde immer schlechter, das Vereinsleben war gänzlich gestorben. Man atmete auf als endlich
der Streik zu Ende ging. Allmählich hob sich wieder der Kirchenbesuch aber viele Verbitterte, vielfach von anderen beeinflußt, fanden nicht mehr den Weg zur Kirche zurück. Im Laufe des Sommers sollten wir bald zu neuen Chorfenstern kommen. Die Fenster der Kirche bestanden aus einfachem Kathedralglas. Dieselben waren mit besonders präparierten Farben teils in blau und gelb, teils in braun und blau gestrichen worden. Unter dem Einfluß der wechselnden Temperaturen bröckelte die Farbe ab, am stärksten an den Chorfenstern. Es war dort besonders unangenehm, da man nun stets gegen das grelle Licht sah. Man wollte deshalb im Chor einfache, farbige Fenster beschaffen, und zwar ein Teppichmuster ohne Figuren, um dem Chor ein gedampftes Licht zu geben. Im benachbarten Ichendorf waren ähnliche Fenster in gemäßigten, modernen Farben durch den Maler Remmes in Köln gezeichnet worden. Die Fenster sollten einen brennenden Dornbusch darstellen. Wie Gott aus dem Dornbusch sprach, so redet er in mysticher Weise zu uns aus dem Tabernakel. Die Fenster waren stark in ihrer Farbgebung. Da die Kirchenwände in ihrer weißen Tünche stark dagegen abhoben, fielen sie zu sehr aus dem Rahmen, zumal die Technik der Herstellung nicht ganz einwandfrei war. Sie fanden daher zuerst nicht das übereinstimmende Gefallen. Heute hält man sie für eine glückliche Lösung, zumal die Kirche jetzt gemalt ist.

Im Oktober des Jahres 1924 feierte das Kloster Bethlehem, das so lange Fortuna Gastrecht gegeben hatte, sein 25 -jähriges Bestehen als Pensionat und Erholungshaus. Morgens fand ein festliches Levitenamt, bei dem Herr Pfarrer Wessel aus Frauwüllesheim bei Düren der langjährige Konfessarius des Klosters die Festpredigt hielt, statt. Das Haus sollte jetzt für einen rein religiösen Zweck eingerichtet werden, nämlich für ein Exerzitienhaus. Da die Exerzitienbewegung stark einsetzte, so wurde es von der bischöflichen Behörde freudigst begrüßt, dass die Schwestern Bethlehem mit seinen schönen Einrichtungen, dem großen Garten und Wald, zur Verfügung stelten. Herr Weihbischof Dr. Hammels und Herr Weihbischof Dr. Sträter kamen eigens zur Besichtigung des Hauses herüber und begrüßten die Einrichtung des Exerzitienhauses freudig. Vom Frühjahr an solte ein Jesuitenpater als Leiter in Bethlehem wohnen. Bei dieser Gelegenheit besuchten die beiden hochwürdigen Herren Weihbischöfe unsere neue Kirche und drückten ihre Freude und Anerkennung über den Bau aus. Es war gerade am Vorabend unserer großen Mission. Das Jahr 1924 solte von großer Bedeutung für das religiose Leben der Gemeinde sein. Es fand in diesem Jahr die erste große Volksmission statt, durch die Oblatenpatres aus dem Nikolauskloster bei Kapellen. Es konnte als ein Wagnis gelten unter unseren jungen Verhältnissen nach dem noch nicht vergessenen Streik eine Mission zu halten. Auf den benachbarten Pfarreien waren bereits gute Missionen mit Erfolg abgehalten worden. Dank der Gnade Gottes ist das Werk gelungen mit einem fur unsere Verhältnisse gutem Erfolg. Vorher wurden alle Familien besucht und eingeladen. Dann wurden in den letzten Wochen noch vier Flugblätter als besondere Einladung in die Häuser gebracht. Die Mission wurde durch eine Kindermission von drei Tagen eingeleitet. Dann begannen 8 Tage für Frauen und Jungfrauen, danach fanden 8 Tage für Männer und Jünglinge statt mit je drei Predigten am Tag entsprechend der verschiedenen Schichten Die Sakraments- wie die große Schlußfeier waren sehreindrucksvoll. Es wurden 250 Frauen und 245 Männerbeichten gezählt. Die Predigten hielten die Herren Pater Beikirch und Pater Rosenbach, in den letzten Tagen kam noch Pater Schulte hinzu, der berühmte Fliegerpater der Miva. Als Missionskreuz wurde das Kreuz geweiht, das seit der Grundsteinlegung an Stelle des Altares im Neubau der Kirche gestanden hatte.

Alfred Ermert, Pfarrer in Rheinreitenbach

Vor Beginn des Winters war noch die Dampfheizung fertig gestellt worden. Durch die bereits vorhandenen Kanäle wurden Heizungsrohre gezogen, die draußen in Kondenzbehälter mündeten. Trotz des größten Verbrauchs von Heizmaterial war es nicht möglich, die Kirche genügend zu erwärmen. Die Anlage sollte sich als unhaltbar erweisen.

Die im vergangenen Jahr angeschaffte Krippe hatte Figuren von 60 cm, die für unsere Kirche zu klein waren, so dass man sie von unten kaum erkennen konnte. Es bot sich eine günstige Gelegenheit großere Figuren zu erwerben. So wurde die Krippe gegen eine andere von 80 cm Figuren umgetauscht. Herr Pfarrer Ermert von Rheinbreitbach übernahm unsere frühere Krippe.

Auf Grund der Neuordnung über die Wahl zum Kirchenvorstand, die an Stelle der beiden bisherigen Körperschaften: Kirchenvorstand und kirchliche Gemeindevertretung, eine einzige, nämlich einen erweiterten Kirchenvorstand setzten mußte eine Neuwahl stattfinden. Es wurde nur ein Wahlvorschlag, der von den bisherigen Mitgliedern der beiden Körperschaften aufgestellt war, eingereicht. Nach Erledigung der vorgeschriebenen Formalitäten wurde die Wahl am ersten März bestätigt.

Es wurden folgende Mitglieder gewählt:

Otto Ermert
Heinrich Wintz
Josef Orlean
Johann Hintzen
Adam Berrendorf

Peter Rademacher
Wilhelm Dresen
Wilhelm Giesen
Christian Golzheim
Adam Pesch

Als Ersatzleute:

Jakob Wingendorf
Johann Frings

Da kein Einspruch angemeldet war, wurde die Wahl am 14. März rechtskräftig.

Bei der Konsekration der Kirche war der umliegende Platz planiert und zum Teil mit Sand befahren worden. In der ersten Zeit war er liegen geblieben und sah sehr unschön aus. Die Grubenverwaltung erklärte sich bereit, den Platz mit einem Gitter einzuzäunen und drei Zugänge zur Kirche zu schaffen. Der übrige Teil sollte Grünanlage werden. Zu beiden Seiten pflanzte man Bäume und Strauchwerk an, so dass der ganze Platz um die Kirche ein schönes Aussehen erhielt. Die Unterhaltung der Grünanlagen übernahm die Grubenverwaltung.

Bau des Pfarrhauses

Ein dauerndes Bedürfnis war der Bau eines Pfarrhauses. Bisher hatte das Kloster in Bethlehem in entgegenkommender Weise ein Obdach geboten. Auf die Dauer konnten die Verhältnisse nicht so bleiben. Der erste Bauplan wurde vom Bauführer der Grube Fortuna, Herrn Pörkert ausgearbeitet. Die Baukosten beliefen sich auf 25000 bis 30000 Mark. Da von der Gemeinde kein Zuschuß zu erwarten war mußte Herrn Architekt Wilhem Paustenbach den Plan überarbeiten. Er errechnete eine Bausumme von 2000 Mark. Der Plan wurde am 9.12.1924 vom Kirchenvorstand genehmigt. Mit der Bauausführung wurde Schützdeller aus Elsdorf beauftragt. Kurz nach Neujahr (1926) wurde mit dem Bau begonnen. Im Frühjahr war der Rohbau fertig und konnte den Sommer hindurch trocknen. In der Mitte des Sommers wurde er Innen und Außen verputzt. Es folgten dann die Zimmerarbeiten und der Anstrich. Bis Mitte Oktober war das Pfarrhaus fertig und wurde im November bezogen.

Am 14. Juni 1925 kam der hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Sträter zur Visitation. Am Sonntag Morgen waren die Kinder von Fortuna in Bergheim gefirmt worden. Am Nachmittag kam der Herr Weihbischof zum Besuch der Pfarrkirche nach Fortuna. Er wurde an der Brücke in feierlicher Prozession abgeholt und durch die schön geschmückten Straßen zur Kirche geleitet. Nach der Besichtigung und einer Ansprache an die Gläubigen, einem Empfang des Kirchenchores und der Lehrerschaft fuhr der hochwürdigste Herr nach Niederaußem.

Als ein großer Missstand hat sich das Fehlen eines Holzfußbodens in der Kirche erwiesen. Im Winter klagten alle Leute über kalte Füße. Es mußte Abhilfe geschaffen werden, Der Kirchenvorstand beschloß in
der Gemeinde eine Sammlung abzuhalten. Die einzelnen Mitglieder waren mit Listen durch die Häuser gegangen und sammelten mehrere Hundert Mark. Das Holz wurde bei der Firma Marx in Köln zu einem niedrigen Preis bestelt und uns später geschenkt. Das Legen besorgten Zimmerleute aus dem Ort. Diese neue Anschaffung fand großen Beifall bei den Gläubigen.

Zur zweiten Fronleichnamsprozession war uns das Gestell zu einem Traghimmel gestiftet worden. Die Bekrönung bestand aus einem Stuckornament. Bei den Schwestern in Kreitz bei Neuss wurde ein blauseidener Behang und eine gestickte Decke mit der Darstellung des hl. Geistes gekauft. Das Gestänge von Holz war auf der Grube angefertigt worden DerTraghimmel erwies sich aber viel zu schwer, sodass die Männer sich weigerten ihn zu tragen. Es wurde deshalb von der Firma Dohmen, Köln ein Gestänge aus Kupferrohr gefertigt.

Fahnen

Eine besondere Zierde für unsere Prozession, so wie für die Ausstattung der Kirche an Feiertagen waren die zwölf Fahnen, die von den Mitgliedern des Paramentenvereins nach Entwürfen und Anleitung des Paramentengeschäfts Zengel, Köln, auf weißen Wollstoff gestickt
wurden. Dieselben enthielten Bilder und Symbole aus der Herz-Jesu-Litanei. Es wurden sechs in jedem Jahre gestickt. Es war eine mühevolle Arbeit. Unsere Prozession erhielt dadurch eine ganz besonders reiche Ausstattung.

Antoniusfigur

Im unteren Teil der Kirche wurde ein Antoniusaltärchen errichtet. Der hl. Antonius erfreut sich bei dem katholischen Volke einer ganz besonderen Verehrung Indem man vielen Wünschen Rechnung trug, wurde die Schnitzschule Georg Langin Oberammergau beauftragt, eine Figur nach dem Vorbild des alten Wallfahrtsbildes vom Kloster Bethlehem angefertigt, welches sich heute in der Pfarrkirche von Paffendorf befinde und auch heute noch fleißig verehrt wird. Die Figur wurde von einer hiesigen Familie geschenkt. Neben der Figur hängen zwei holzgeschnitzte Wandleuchter die wie auch die Bekrönung des Bildes von der Firma Lang stammt. Zu erwähnen ist noch ein schmiedeeiserner Kerzenständer, der von einem Pfarrangehörigen selbst angefertigt wurde. Das Bild des hl. Antonius erfreut sich immer zahlreicher, stiller Beter.

Krippenfiguren

Das Weihnachtsfest 1926 brachte eine ganz besondere Überraschung
in einer Krippe, die aus der Schnitzschule von Gebr. Lang in Oberammergau stammt.Es sind Lindenholz geschnitzte Figuren, die mit Stoff bekleidet sind. Die Figuren wurden von Jahr zu Jahr angeschafft. Die Bekleidung fertigten die Mitglieder des Paramentenvereins an. Es bedeutet ein großer Fortschritt gegenüber den bisher üblichen Terrakottafiguren. Die Krippe wird in jeden Jahr von Herrn Schäfer gebaut. Sie ist im Laufe der Zeit wesentlich erweitert worden. So wur de sie allmählich zu einer Sehenswürdigkeit für die ganze Umgegend, so dass wir in jedem Jahr erleben, wie in der Weihnachtszeit unsere Kirche mit ihrer Krippe das Ziel sehr vieler Besucher ist. Bei dieser Gelegenheit, ist auch noch zu erwähnen, dass das Weihnachtsfest bei uns in ganz besonderer Feierlichkeit stets begangen wird. Im Jahre 1927 und 1928 führte der Kirchenchor eine Orchestermesse auf, die einen tiefen Eindruck hinterließ. Auch der Sakramentenempfang war in diesen Jahren sehr stark.

Kirchenheizung

Die Dampfheizung erwies sich als zu schwach und auf die Dauer unhaltbar. Bei dem größten Verbrauch an Brennmaterial war die Kirche auf keine angemessene Erwärmung zu bringen, da der Kessel zu klein war und die Rohre unzureichend. Es mußte eine radikale Änderung eintreten. Es wurden Verhandlungen mit der Firma Mahr in Aachen zwecks Anlegung einer Warmluftheizung angeknüpft. Der Ofen sollte 2700 Mark kosten. Wie sollten wir nun die Mittel aufbringen? 500 M waren noch von einer früheren Sammlung vorhanden. Der Pfarrer ging persönlich durch die Häuser und sammelte für diesen Zweck, der von allen gutgeheißen wurde. Die Maurerarbeiten zur Herstellung der Heizkammer, ferner die Anlegung eines Frischluftschachtes wurden kostenlos von der Grube gemacht.Es war eine schwere Arbeit, die dicken Betonwände zu durchschlagen. Noch vor Weihnachten sollte die Heizung fertig sein. Sogar eine Nachtschicht mußte eingelegt werden. Aber die Heizung wurde fertig und Weihnachten hatten wir eine angenehm erwärmte Kirche, was alle mit Dankbarkeit begrüßten. Später erwies sich allerdings die Kaminanlage als Zu klein und mußte erweitert werden.

Das Kirchendach

Eine große Sorge bereitete uns noch das Kirchendach. Es war damals mit Biberschwänzen hergestellt worden, aber schon bald zeigten sich schadhafte Stellen. Die Schindel hatten als Unterlage ein Lattengerüst das sich allmählich unter der Schwere des Daches durchbog, zumal die Breitseite des Daches sehr stark unter Sturm und Regen zu leiden hatte. Da die Rabitzdecke direkt unter dem Dach aufgehängt war, zog die Feuchtigkeit in die Decke und es waren große feuchte Flecken zu sehen. Um das durchgebogene Dach zu heben wurden doppelte Eisen träger in das untere Drittel des Daches gelegt. Dadurch wurde aber der Missstand größer. Infolge der Erschütterungen und des Geradeziehens lockerten sich die mit Zement verschmierten Ziegel und das Dach wurde noch undichter als bisher. Daraufhin versuchte man mit einem Dichtungsmittel den unteren Teil des Daches zu verschmieren. Aber jetzt lief der Regen bis zu den verdichteten Stellen, sammelte sich dort und ergoß sich über die innere Decke in die Kirche. Es mußte etwas durchgreifendes geschehen. Nach Gesprächen mit der Rh.A.G. erklärte sie sich hochherzig bereit ein neues Schieferdach zu legen. Der Auftrag bekam die Dachdeckerfirma Brings aus Bedburg. Die Schieferarbeiten wurden sorgfältig ausgeführt und besondere Mühe auf die Dichtung der Dachluken verwandt. Eine große Sorge war uns genommen. Wir hatten wieder ein dichtes Dach. Die Gemeinde wäre niemals dazu imstande gewesen, auch nur ein Teil der Kosten aufzubringen. Um dankenswerter war damals die Hilfe der Rh.A.G.

Die Kirchenfenster

Beim Bau der Kirche waren einfache Fenster von gewöhnlichem Kathedralglas eingesetzt worden, die mit besonders präparierten Farben in gelb und blau gestrichen waren. Die Farbe erwies sich als nicht haltbar und blätterte infolge des Temperaturwechsels ab, so daß die Fenster sehr häßlich aussahen. Nach zwei Jahren wurden dieselben in der gleichen Art und Weise gestrichen. Es zeigte sich aber auch wiederum derselbe Missstand und bald boten die Fenster wieder den selben häß lichen Anblick. Man mußte daran denken gebrannte Fenster einsetzen zu lassen. Eine Kölner Firma zeichnete entsprechende Kartons die auch bei der Rh.A.G. vorgelegt wurden. Sie waren jedoch zu dürftig und wurden abgelehnt. Durch Vermittlung von Herrn Paustenbach erhielt die Kunstglaserei Preckel in Köln den Auftrag die Fenster herzustellen. Die Fenster fanden in ihrer einfachen, schönen Ausführung allgemeines Wohlgefallen. Einige Fenster wurden gestiftet. Die Anschaffung der neuen Fenster ließ das Bedürfnis der Kirche einen neuen Anstrich zu geben, um so dringender erscheinen, zumal die Flecken in der Decke nach ihren Austrocknen um so häßlicher geworden waren.

Die Ausmalung der Kirche

Die großen Flecken in der Decke, die durch das schadhafte Dach und das Unwetter während der Reparatur entstanden waren, dunkelten bei der Austrocknung nach und wurden immer häßlicher Fast hatte man sich daran gewöhnt, aber die Fremden, die die Kirche besuchten, waren erschrocken. So mußte etwas geschehen, zumal der Kalkanstrich der Kirche im Laufe der Jahre ganz schmutzig geworden war. Mit einem einfachen Anstrich in einem gelblichen Farbton wären wir zufrieden gewesen. Das Anstreichergeschäft Berrendorf in Horrem machte ein Angebot. An eine Ausmalung war nicht zu denken. Nach der Anschaffung der Fenster waren wir nicht mehr in der Lage. Es wurden deshalb Gespräche mit Herrn Dir. Fricke angeknüpft. Er war sehr entgegenkommend und hatte Verständnis für unsere Verhältnisse. Einen einfachen Anstrich lehnte er aber ab und erklärte sich bereit die Kirche in einfacher Ausführung etwas ausmalen zu lassen. Er überließ es uns, im Einvernehmen mit Herrn Architekt Paustenbach, Angebote von einem Maler einzuholen. Der Kunstmaler Zepter aus Köln bekam den Auftrag. Lange Zeit mußten wir die Unbequemlichkeit des Gerüstes und den Schmutz auf uns nehmen. Aber was Herr Zepter versprochen hatte, trat ein. Gerade vor dem Weihnachtsfest wurde die Kirche fertig. Die Ausmalung war zur Zufriedenheit aller ausgefallen. Besonders bemerkenswert ist noch die Renovierung des großen Altarkreuzes, das wir zur Zeit aus dem Heimatmuseum in Bergheim erhalten hatten.

Der Künstler verstand es, durch die neue Auffrischung den ganzen Wert des alten Stückes hervor zu arbeiten. Es ist eines der wertvollsten Schmuckgegenstände unserer Kirche geworden.

Ein selten schönes Weihnachtsfest konnten wir in diesem Jahre feiern, da die Kirche gerade fertig geworden war. Wiederum hatte Herr Schafer
eine große Krippe gebaut, die die Bewunderer der ganzen Umgegend erregte. Der Kirchenchor führte eine Messe mit Orchester auf. Niemals war der Besuch der Christmette so stark gewesen wie in diesem Jahr (1929). Die ganze Weihnachtszeit hindurch war die Kirche und die Krippe das Ziel vieler Fremden aus der Umgegend.

Das Vereinsleben

Es wäre noch einiges über das Vereinsleben anzuführen. Der älteste Verein ist der Kirchenchor. Als das Rektorat von der Mutterkirche abgetrennt wurde und die erste Fronleichnamsprozession stattfand, bildete sich zunächst ein Verein unter Leitung von Herrn Lehrer Weitzel, der die Gesangsproben übernehmen wollte. Später löste sich der Chor auf. Im Herbst schritt man zur Gründung eines eigentlichen Kirchenchores den Herr Weitzel vorläufig übernahm. Weihnachten wurde die erste Griesbacher Messe aufgeführt. Damals zählte der Chor etwa 25 Mitglieder. Die Proben fanden in der Schule statt. Später wurden sie in den Kindergarten verlegt, da dort ein altes Harmonium war, das von dem damaligen Oberpfarrer Demmer von Bergheim erworben worden war. Nach der Konsekration der Kirche wurde Herr Brokamp aus Elsdorf als Küster angestellt, der nun den Chor übernahm. Im Jahre 1924 fand das Dekanatsfest zum ersten mal in unserer Kirche statt, die wegen ihrer Geräumigkeit für diesen Zweck sehr geeignet war. Der Chor machte gute Fortschritte. Es stieg die Zahl der Mitglieder auf ungefähr 40 an. Es wurde eine Reihe von mehrstimmigen Messen eingeübt. Weihnachten eine Messe von Griesbacher, die an den Chor große Anforderungen stellte. Jedes Jahr nahm der Chor an den Dekanatsfesten teil. Dem Zusammenhalt dienten jährliche Ausflüge, mehrere öffentliche Veranstaltungen und Familienabende.

Der Mütterverein

Im Anschluß an die Religiöse Woche war ein Mütterverein gegründet worden. Anfangs zählte er 65 Mitglieder. Alle Monate fand eine gemeinschaftliche hl. Kommunion und nachmittags eine Andacht mit Predigt statt. Später wurde die die Predigt an den Sonntagen der Frauenkommunion in der hl. Messe um 1/2 8 Uhr gehalten. Jedes Jahr fand am Sonntag nach Elisabeth eine gemütliche Unterhaltungsfeier bei Kaffee und Kuchen statt, die sich besonderer Beliebtheit erfreute. In den späteren Jahren führte der Verein die Wöchnerinnenhilfe ein. Aus den monatlichen Beiträgen wurde Erstlingswäsche beschafft. Eine weitere sehr segensreiche Einrichtung leitete der Verein in die Wege durch die Sterbevorsorge. Nach jedem Sterbefall sammelten die Vorstandsmitglieder einen Beitrag von 1 Mark bei Erwachsenen, einen Beitrag von 0,50 M bei Kindern ein. Bei Todesfällen wurde bei Erwachsenen 100 Mark, bei Kinder 50 Mark an die Mitglieder ausgezahlt.

Die Mitgliederzahl der Sterbevorsorge beschränkte sich nicht nur auf den Mütterverein allein sondern auf alle Pfarrangehörigen. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 180.
(Die Sterbevorsorge wurde 1957 unter Pfarrer Helbach aufgelöst).

Die Jungfrauenkongregation

Im Jahre 1922 wurde die Jungfrauenkongregation gegründet. Alle Monate fand eine gemeinschaftliche hl. Kommunion und eine nachmittags Andacht mit Predigt statt. Zur Unterhaltung diente in der Regel eine Zusammenkunft alle 14 Tage im Kindergarten. Jede Woche findet jetzt ein Nähabend statt. Eine Zeit lang bestand auch eine Gesangsgruppe. Außerdem sollte die Kongregation die Reinigung der Kirche übernehmen. Da die Beteiligung oft schlecht war, schlief die Einrichtung wieder ein. Die sehr mühevolle und wenig dankbare Aufgabe übernahm Schwester Reinhildis aus dem Kindergarten.

Der Arbeiterverein

Am Christi- Himmelfahrtstage wurde in der Schule von Fortuna eine Versammlung zur Gründung eines Arbeitervereins abgehalten. Am Weihnachtstage trat der Verein mit einer Theateraufführung zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Die Vereinsleitung hatte anfangs Herr Kaplan Lux, später Herr Kaplan Vogel und zuletzt Herr Kaplan Dr. Tacke. Am 9 September 1923 konnte der Verein seine Fahnenweihe begehen. Die Mittel waren durch Sammlung aufgebracht worden. Die Fahne stammte aus dem Museum für religiöse Kunst in Köln und wurde von dem Maler Hans Zepter angefertigt. Wegen der Inflationszeit war es nicht möglich, weiße Seide zu kaufen. Man wählte deswegen einen besonders präparierten weißen Wollstoff. Die Fahne zeigte auf der einen Seite die Patronin der Kirche St.Barbara. Der Verein veranstaltete jedes Jahr einen Theaterabend mit einer religiosen Vorstellung, die sehr gut besucht wurde. Eine große Entwicklung, wie man sie in einem Industriegebiet erwarten konnte, hat der Verein nicht genommen. Er hat stets mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Es bildete sich eine eifrige interessierte Gruppe, die dem Arbeiterverein treu blieb.

Der Jünglingsverein

Der Arbeiterverein hatte anfangs eine Jugendabteilung eingeführt. Im Jahre 1924 baute sie Herr Kaplan Lux zu einem selbständigen Jugendverein aus. Es wurden Turn- und Spielgeräte angeschafft. Die Versammlungen fanden in der Woche 1 bis 2 mal statt. Von dem Jugendverein ist dasselbe zu sagen, wie vom Arbeiterverein. Zu großer Wirkung ist es nie gekommen, zumal in Fortuna ein sehr starker Sportverein besteht.

Der Borromäusverein

Von den weiteren Vereinen ist noch der Borromäusverein zu erwähnen. Derselbe wurde im Jahre 1921 mit 320 Bänden eröffnet. Mit Hilfe der
Bonner Zentrale konnte die Zahl der Bücher im folgenden Jahr um 280 vermehrt werden. Es fanden mehrere Buchausstellungen und Verlosungen statt. Heute zähIt der Buchbestand 1200 Bände.

Der Paramentenverein

Zum Schluß ist noch der Paramentenverein zu nennen. Er hat große Verdienste bei der Herstellung der Paramenten erworben. Von den Mitgliedern wurden Altardecken, Kommunionbankdecken, Knabenröckchen und Rochetts genäht. Weiter fertigte er auch große Paramentenstücke an: einen Chormantel, einen schwarzen Chormantel, zwei schwarze Kaseln, eine grüne Kasel und eine rote Kapelle. Der Verein fertigte auch zwölf gestickte Fronleichnamsfähnchen an. Sie bringen die Anrufungen aus der Herz- Jesu- Litanei zur Darstellung und bilden einen besonderen Schmuck in der Prozession. Außerdem übernahm der Verein die Kleidung der Krippenfiguren.

Soziale Einrichtungen (Kindergarten)

Im Jahre 1921 waren wir als selbständiges Rektorat abgetrennt worden. Außerdem war das neue Schulgebäude eingeweiht und bezogen worden.Es war nun vielfach bei den Eltern der Wunsch laut geworden eine Bewahrschule (Kindergarten) einzurichten, zumal für diese segensreiche Einrichtung die Mitwirkung der Grubenverwaltung zu erwarten war. Das Mutterhaus der Schwestern in Essen erklärte sich auch bereit, eine Kinderschwester zu Verfügung zu stellen. Die Grubenverwaltung ließ eine ihrer Baracken für die Kinderschule herrichten. Vor der Baracke richtete man einen Spielplatz mit einigen Geräten ein. Einen Teil der Inneneinrichtung wurde von der Gemeinde angeschafft. Dieselbe zahlte der Schwester einen Monatszuschuß von 75 später 100 Mark. Der Rest für die Unterhaltung wurde durch das Schulgeld aufgebracht. Die ersten Spielsachen kauften wir von dem Kindergarten in Glesch, wo der Kindergarten eingegangen war. Am 26. Juli 1921 wurde der Kindergarten mit 16 Kinder eröffnet. Die Einrichtung mußte sich allmählich einleben.

Zur Betreuung der Kinder Schwester Rheinhildis und Margarete Hintzen

Aber bald erkannte man den großen Nutzen, die Zahl der Kinder nahm zu. Besonders erfreulich war die Nikolausfeier, welche zeigte, was die Kinder unter geschickter Anleitung der neuen Kinderschwester Reinhildis gelernt hatten. Die Zahl der Kinder wurde im Laufe der Zeit immer größer. Es mußten neue Bänke und Tische angeschafft werden. Die Grubenverwaltung legte eine Garderobe und eine Waschgelegenheit an. Der Höhepunkt im Leben des Kindergartens war die Nikolausfeier, die später in den großen Saal von Grothaus verlegt werden mußte, da der Kindergarten die Zuschauer nicht fassen konnte. Beiträge der Eltern der Kinder und der Geschäftsleute ermöglichten jedesmal eine reiche Bescherung zu Nikolaus wie auch zu Weihnachten. Als die Zahl der Kinder auf 80 bis 90 stieg, wurde von der Grube noch ein zweites Zimmer als Unterrichtszimmer zu Verfügung gestellt.

Durch Geldzusteuerung der Karitas und der Regierung und durch private Sammlungen war es möglich, den Kindern in den letzten 5 Jahren an jedem Tag ein Frühstück zu geben. Im Jahre 1925 fand eine Besichtigung des Kindergartens durch Frau Regierungsrat Prericks und Landrat Sieger statt, die die Einrichtung unseres Kindergartens als Mustergültig bezeichneten. Die Gemeinde ist vor allem der Schwester des Kindergartens zu großem Dank verpflichtet. Vom Kloster Bethlehem wurde auch eine Kinderschule in Oberaussem eingerichtet.

Über 40 Jahre war Ludwig Kons als Nikolaus im Kindergarten,
Kirchenchor und auch Privat unterwegs. (Foto in Familienbesitz)

Krankenschwester

Es macht sich beim Anwachsen von Fortuna auch das Bedürfnis nach einer Krankenschwester bemerkbar. Die Grubenverwaltung hatte an dieser Einrichtung das größte Interesse. Sie erklärte sich bereit, einen Teil der Unterhaltungskosten zu tragen. Die Schwester mußte jedesmal am Ende eines Monats einen kleinen Überblick über ihre Pflegetätigkeit geben. Krankenutensilien und Medikamente stellte die Grube. Die Schwester wurde viel in Anspruch genommen und fand ein schönes Betätigungsfeld. Später übernahm die Schwester auch in der schweren Nachkriegszeit die Speisung unterernährter Kinder, denen anfangs ein vollständiges Mittagessen verabreicht wurde, später eine Milchsuppe in der Frühstückspause. Unter Mitwirkung der Schwester wurde auch die Weihnachtsbescherung der Bedürftigen durchgeführt. In den ersten Jahren wurden bei den Angehörigen beider Konfessionen gesammelt und dementsprechend verteilt. Später als ein protestantischer Pfarrer hier amtierte, wurde die Sache auf die Katholiken beschränkt.

Handarbeitsschule

Ostern 1923 wurde noch eine sehr praktische Einrichtung geschaffen, die leider nicht immer das genügende Verständnis der Bewohner fand, eine Handarbeitsschule. Sie wurde am 16. April zunächst im Kloster Bethlehem eröffnet, später nach der Schule in Fortuna verlegt. Der Besuch war anfangs ziemlich gut, ließ aber später nach. Als im Kreis Bergheim im Jahre 1925 die weibliche Fortbildungsschule eingerichtet wurde, erteilte die Handarbeitsschwester den praktischen Unterricht im Kochen und Nähen. Die Handarbeitsschule wurde nebenher aufrecht gehalten. Die Leitung hat Schwester Bertina, seit 1930 Schwester Engelbert.

Die Maiandacht

Als eine sehr schöne religiöse Veranstaltung hat sich im Laufe der Zeit die Maiandacht im Kloster Bethlehem erwiesen. Schon in früheren Jahren hatten immer an den Sonntagabenden des Monats Mai an der Grotte im Wald Andachten stattgefunden. In den beiden letzten Jahren wurde aber die Beteiligung aus der Umgebung besonders groß. Bei beginnender Dämmerung zieht die Prozession durch den Klostergarten und den Wald zur Lourdesgrotte. Der Kirchenchor oder der Chor der Schwestern oder der Jungfrauenkongregation verschönert die sehr stimmungsvolle Waldandacht vor dem mit Fackeln geschmückten Mutter Gottesbild. Es findet jedes Mal eine Predigt statt. Nach der Andacht ist Rückzug zur Kapelle, wo der sakramentale Segen erteilt wird. Leider vermag die Kapelle nur ein Teil der Gläubigen zu fassen.

Der Orgelbauverein

Im Dezember des Jahres 1929 hielt der Kirchenchor einen Familienabend ab, der sehr gut besucht war. Chöre, Singspiele und Orches tervorträge bildeten ein schönes Programm. Bei dieser Gelegenheit wurde der Orgelbauverein ins Leben gerufen, der den Zweck hatte, Beiträge für eine neue Orgel zu sammeln. Es sollte jeden Sonntag eine Büchsensammlung durch die Häuser stattfinden. Die Beiträge sollten niedrig sein, damit jeder beitreten könnte. Der größte Teil der Pfarre ist Mitglied geworden. Der Arbeiterverein und die Jungfrauenkongregation überwiesen ihre Einnahmen des Theaterabends der Sammlung. Im ersten Jahr wurden über 1000 Mark zusammen gebracht.Es wäre zu wünschen, dass die Kirche, die sonst so schön ausgestattet ist, in absehbarer Zeit zu einer neuen Orgel käme. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass der Kirchenchor an Ostern 1930 eine besonders schwierige Messekomposition von Goller mir Bläser aufführte, die große Anforderungen an den Chor stellte.

Kloster Bethlehem

Mit Beginn des Jahres 1930 übernahm Herr Pater Von Brackel S.J. die Leitung der Exerzitien. Sein Vorgänger Herr PaterV, Dalwigk S.J. wurde nach Zoppten bei Breslau als Exerzitienmeister versetzt. Mit großem Bedauern sah man den bescheidenen, liebenswürdigen Ordensmann scheiden, der so vielen die Gnaden der hl. Exerzitien vermittelt und auch in unserer Pfarrkirche so oft ausgeholfen hat.

Der Taufstein

Bislang hatten wir alle Jahre hindurch einen Taufstein entbehren müssen. Wir erhielten das Taufwasser aus einer benachbarten Pfarre. Wir mußten endlich an eine Neubeschaffung denken. Herr Architekt Hansen macht einen Entwurf, der von der üblichen Form in Stein absah. Das ganze Stück sollte in Kupfer ausgeführt werden. Der Fuß ruht auf drei Löwenköpfen. Über denselben erhebt sich ein kantiger Schaft, der das große Becken trägt. Der Deckel trägt eine Kugel mit Kreuz, auf der das altchristliche Symbol der Fische angebracht ist. Die Ausfertigung des Beckens wurde der Kunstgiesserei Bentele in Köln übertragen. Das sehr sauber gearbeitete Stück fügte sich sehr gut in die Farben der Kirche ein. Am Karsamstag fand die erste Taufwasserweihe statt.

Franziskusaltar

Hochaltar in der Barbara-Kirche Fortuna

Lange hatten wir an einem passenden Gegenstück zu dem schönen Barockaltar mit der Mutter Gottesfigur, die wir seiner Zeit aus dem Schnütgenmuseum erhalten hatten, gesucht. Leider war dieser Bemühung der Erfolg versagt. Es war ja überaus schwer, etwas Gleichwertiges zu finden, da sich der Altar ja einigermaßen seinem Gegenüber in Form und Aufbau anpassen mußte. Es blieb deswegen nichts anderes übrig, als einen neuen Altar anfertigen zu lassen. Ganz moderne Formen konnten nicht in Frage kommen, da er dann ganz aus dem Rahmen heraus gefallen wäre. Er mußte sich wenigstens in der Form einigermaßen den übrigen Ausstattungsstücken anpassen. Herr Direktor Fricke erklärte sich bereit, die Hälfte der Kosten zu tragen. Die Baufirma Marx stiftete 500 M. Wir hatten auch schon eine größere Summe gesammelt, so dass wir an die Ausführung denken konnten. Herr Architekt Hansen in Köln, der eine Reihe guter Arbeiten in modernisiertem Barock für die Brunokirche in Köln gezeichnet hatte, machte einen Entwurf, der nach einigen Abänderungen allgemeine Billigung fand.Es wurde der Altar dem hl. Franziskus geweiht. Zunächst waren dafür praktische Gründe maßgebend. Es waren bereits die wertvollen Figuren der Mutter Gottes, des hl. Josef und der Barbara, die als Kirchenpatrone in Betracht kommen konnten vorhanden. Die Herz-Jesu-Figur sollte eine besondere Aufstellung erhalten. Für den hl. Franziskus sprachen historische Gründe. Das Kloster Bethlehem, das Fortuna seine Kapelle zur Verfügung stellte und jetzt zur Pfarre gehörte, war von den Söhnen des hl. Franzikus gegründet worden.Es war bis zur Aufhebung des Klosters durch Napoleon ein viel besuchter Wallfahrtsort gewesen. Das Wirken der Franziskaner war für das religiöse Leben des Erftlandes von großer Bedeutung. Diese Tatsache sollte auch in der neuen Pfarrkirche festgehalten werden. Dazu kam, dass Franziskus, der Arme von Assissi unserer durch die sozialen Gegensätze zerrissenen Zeit vieles zu sagen hat, erst recht einer Industriepfarre. So wählte man den hl. Franziskus. Der Altar zeigte in seiner äußeren Form barocken Charakter, in seinem Aufbau und der Linienführung modernen Ausdruck. Letzteres gilt auch von der Figur des Heiligen, die sehr gut gelungen ist. Sie wurde durch den Bildhauer Barutzky in Köln modeliert. Die übrige Ausführung war dem jungen Bildhauer Rautzenberg in Köln übertragen. Die Umrahmung zeigt Wolken mit Engelköpfen, durch die sich ein Spruchband mit Aufschrift zieht: „Ehre sei Gott in der Höhe!. Die Bekrönung bildete ein Kreuz mit Engel und Sternen. Es sollte dadurch die Bedeutung des hl.Franziskus für die Errichtung der Krippe betont werden. Ist doch der Bau der Krippe in unserer Kirche stets gepflegt worden. Der Altar fand allgemein Gefallen. Er ist eine gut gelungene, selbständige Arbeit, die sich dem Ganzen gut einfügt. Die Gesamtkosten betrugen 3000 Mark, die des Taufbeckens nicht ganz 1100 Mark.

Herz- Jesu- Figur

Durch die Aufstellung des Franziskusaltars mußte die Herz- Jesu- Figur, die leider nicht aus Holz gemacht ist, eine andere Unterbringung finden. Es wurde dazu die Seite des kleinen Windfangs am Nebenportal, das doch niemals benutzt wird, gewählt. Der Windfang wirkte sehr unschön in der Kirche. Herr Architekt Hansen entwarf auch hier eine kleine Anlage, die einen kleinen Unterbau mit Leuchterbank vorsah. Dieselbe wurde von der Kunstschreinerei Sion in Köln angefertigt. Die gut gelungene Aufstellung der Herz- Jesu- Figur hat außerdem den praktischen Vorteil, dass sehr viele Leute dort ihre Privatandacht halten. (Sie wurde 1958 durch eine Holzfigur ersetzt)

Der Bodenbelag

Der Bodenbelag war im Laufe der letzten Jahre sehr schadhaft geworden, besonders an den Stellen, die viel begangen wurden, so am Eingang und an den Bänken vorbei. Die Platten waren zum Teil ganz ausgetreten, die Oberfläche rauh und körnig geworden, so dass eine Reinigung immer schwieriger wurde. Bei der Anlage galt damals der Fußboden als Provisorium. Anfangs sollte nur ein Zementboden gemacht werden. Später entschloß man sich zu farbigen Zementplatten, die sich dann als schlecht erwiesen. Bei der Musterung des neuen Bodens mußte auf die Farbtöne der Malerei Rücksicht genommen werden. Der Besuch der neuen Marienkirche in Mühlheim-Ruhr, wo Solnhofener Platten nicht nur als Bodenbelag, sondern sogar als Wandbekleidung verwandt waren, gab die Veranlassung, zum Bodenbelag diesen Jurakalkstein zu verwenden und zwar im großen Format von 45 cm. Plattenleger der Firma Max in Köln führten die Arbeiten in kurzer Zeit aus. In 14 Tagen war der Boden fertig. Er ist eine Zierde unserer Kirche geworden. Der Gesamteindruck hat durch den hellen Fußboden gewonnen. Allen, die uns dazu verholfen haben, müssen wir sehr dankbar sein.

Die Barockmonstranz

Durch Vermittlung des Diözesanmuseums gelang es eine wertvolle Barockmonstranz aus Privatbesitz für unsere Kirche zu erwerben. Dieselbe befand sich bei einem Kölner Althändler, Unter Goldschmied, der das Stück wegen Geldverlegenheit für 160 Mark abgab. Es ist eine süddeutsche Arbeit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts teils Silber, teils Messing, Handgearbeitet, in sehr guter Proportion im Aufbau. Der breite Silberfuß mit Darstellung des Lammes und der ehernen Schlange trägt das Monogramm des Goldschmiedes. Durch den Goldschmied August Wüsten in Köln wurde die Monstranz vergoldet und einige fehlende Strahlen ergänzt. Außerdem wurde eine neue Nunula angefertigt, da keine vorhanden war. Diese Monstranz ist ein wertvolles Stück unserer Kirchenausstattung geworden.

Die Winterhilfe

Mit großer Sorge ging man in dem Winter entgegen. (1930- 1931). Die Lage in der hiesigen Industrie, die man bisher noch als günstig bezeichnen mußte, verschlechterte sich immer mehr. Es wurde in der Woche nur noch 5 Tage, später 4 Tage gearbeitet. Dazu fanden Lohnkürzungen und auch eine Reihe von Entlassungen statt. Entsprechend dem Aufruf unseres hochwürdigen Kardinals wurden Büchsensammlungen durch die Häuser veranstaltet. Getragene Kleider wurden von den Mitgliedern der Jungfrauenkongregation umgearbeitet. Unterwäsche und sonstige Kleidungsstück genäht, so dass wir Weihnachten einer ganzen Reihe von Familien eine Weihnachtsfreunde bereiten konnten. Außerdem arbeiteten wir bei der Nothilfe der Zivilgemeinde mit, die sich aus den Direktoren der Werke, den Angestellten und Arbeitern und den Vorständen der Vereine zusammen setzten. Später wurden von den Jungfrauen unter Anleitung der Schwestern Unterwäsche und Kleider für die Kommunionkinder genäht und durch Sammlung Schuhe, Anzüge und andere notwendige Sachen beschafft. Der Mütterverein sorgte für die Kinderwäsche bei Geburtsfällen. So war es dank der allseitigen eifrigen Mitarbeit möglich, manche Hülfe zu bringen.

Weihnachten (1932)

Die Krippe war wieder sehr schön geworden und hatte manche Bereicherung an Figuren und auch sonstiger Ausstattung durch den Herrn Schäfer, den Erbauer der Krippe und seinen treuen Mitarbeitern erfahren. Der Besuch von auswärts, war infolge des günstigen Wetters besonders von Schulen außerordentlich groß. Das Weihnachtsfest wurde in der üblichen schönen Weise begangen. Die Kirche war von außen beleuchtet. In der überfüllten Christmette sang der Chor eine neue Messe, die Borromäusmesse von Filke mit Orchester. Am zweiten Feiertag fand eine gemeinschaftliche Weihnachtsfeier der Pfarre bei Grothaus statt, deren Reinertrag für den Orgelfonds bestimmt war. Die Büchsensammlungen für den selben Zweck wurden jeden Sonntag durchgeführt. Der Arbeiterverein veranstaltete Mittfasten wie auch letztes Jahr einen Theaterabend für den Orgelfonds.

Neuanschaffung der Orgel

Schon seit Jahren bestand der Wunsch, eine Orgel zu beschaffen die der Größe der Kirche entsprach. Die bisherige Notorgel, die aus Ehrenfeld stammte und vier Register hatte, wurde immer baufalliger. Es war auf Anregung des Kirchenchores ein Orgelbauverein gegründet worden. Der Mindestbeitrag pro Sonntag betrug 10 Pfennig, die die Schulkinder regelmäßig an Sonntagen in der Sammelbüchse holten. Diese Sammlungen wie Konzerte des Kirchenchores, Theateraufführungen des Arbeitervereins und der Jungfrauenkongregation hatten allmählich einen Fonds von 3000 Mark zusammen gebracht. Man trug sich damals ernstlich mit dem Gedanken, eine sogenannte Reformorgel anzuschaffen, wie sie von der Firma Seifert in Köln gebaut wurde. Dieselbe war um 40% billiger und beanspruchte auch weniger Platz, beides Vorteile, die bei unserer Lage sehr wesentlich waren.

Von mehreren Mitgliedern des Kirchenchores wurde eine solche Orgel besichtigt. Der Kirchenchor sang sogar bei der Eiweihung einer Reformorgel in Rheinbreitbach bei Honnef eine mehrstimmige Messe. Das Urteil lautete günstig, wenngleich die Klangwirkung auf die Dauer als verschieden und nicht gleichwertig mit einer Normalorgel empfunden wurde. Sie weist sehr viel Verwandtschaft mit der Kinoorgel auf. Die Anschaffung einer solchen Orgel schied endgültig aus, als die bischöfliche Behörde die Reformorgel verbot. Der Wunsch nach einer neuen Orgel war aber jetzt einmal geweckt und hielt sich trotz der geringen Mittel lebendig. Ein Orgelbauer Koch aus Köln offerierte im Anzeiger für die kath. Geistlichkeit eine Orgel von 15 Registern, von denen ein Drittel spielbar waren und einen Spieltisch mit zwei Manualen, der auf 24 Register eingerichtet war zu 10 000 Mark an. Koch hatte die Orgel
in seiner freien Zeit, die bei der damaligen schlechten Wirtschaftslage sehr groß war, in seiner Werkstatt gebaut und zur Finanzierung den Klavierstimmer Dieckmann zum Kompagnon heran gezogen. Beide hatten das Interesse, die Orgel, die Zinsen und die Werkstattmiete verschlang,
möglichst bald zu verkaufen und waren deswegen zu Zugeständnissen sehr bereit. Koch bot die Orgel an, die alte mit in Kauf zu nehmen und außerdem 7 1/2 % Nachlaß bei Barzahlung zu gewähren, so dass sich der Gesamtkaufpreis auf 7000 Mark stellte.

Wir sollten den Transport tragen, zwei Arbeitslose als Hülfskräfte stellen und ihn beköstigen, was das Kloster Bethlehem gern übernehmen wollte. Das Angebot war für uns günstig. Unter diesen Umständen war der Ankauf finanziell möglich. Das Generalvikariat machte die Genehmigung von einem eingehenden Gutachten des Organisten Karl Sattler von Maria im Kapitol abhängig. Dieser untersuchte genau das Material und gab ein günstiges Urteil ab, auf Grund dessen die Genehmigung erteilt wurde.

Nach Allerheiligen wurde mit dem Abbruch der alten Orgel begonnen und am Nebenaltar ein Harmonium aufgestellt. Die Arbeiten gingen gut voran. Die Einweihung war auf den letzten Novembersonntag festgesetzt. Bei der Einstimmung zeigten sich allerdings Störungen. Die Einweihung wurde um 8 Tage verschoben. Trotzdem wurde Koch nicht fertig. Zuletzt arbeitete er Tag und Nacht . Die Einweihungsandacht die so schön zusammengesetzt war, verunglückte total. Es traten Heuler beim Spielen auf. Die Orgel war gar nicht ganz zu spielen. Der Grund lag im Windladesystem, dass für unsere mit Kohlenstaub durchsetzte Luft unpraktisch war. Nach Weihnachten wurde die Orgel gründlich gereinigt, doch ein einwandfreies Spielen war nicht möglich. Später hat dann der Orgelbauer Köpp aus Grevenbroich die Orgel durchgearbeitet und auch Register verandert. Die Orgel gewann eine ganz andere Klangfarbe und wurde wesendlich besser, Der Grund für die sich zeigenden Mängel lag darin, dass die Orgel beim Kauf nicht spielbar war
dann hatte Herr Koch sich wohl auch in seinem können überschätzt. Die Orgel läßt sich auf 24 Register ausbauen und, da das Material gut
ist, und auch die Registrierung sehr klanglich wirkt, ist mit Sicherheit anzunehmen, dass bei der Arbeit eines erfahrenen Fachmannes die Orgel ein Werk werden wird, dass in unsere schöne Kirche hinein paßt und allen Ansprüchen genügt.

Der Barockbeichtstuhl

Für die Beichtgelegenheit war es ein großer Missstand, den Notbeichtstuhl zu gebrauchen, der immer wieder beiseite gestellt werden mußte. Was bisher eine Neuanschaffung zurück gestellt hatte, war die schwierige Frage, wie ein Gegenstück zu dem wertvollen alten Barockbeichtstuhl aus dem Jahre 1640 beschafft werden sollte. Ein glücklicher Umstand kam uns zu Hilfe. In der Nachbarspfarre Quadrath schaffte man neue Beichtstühle an. Die alten waren auch einfache aber in schöner, ruhiger Linie gehaltene Barockbeichtstühle, die über 400 Jahre alt sind, Sie waren nur unbequem. Einer derselben, der der beste war, wurde uns geschenkt. Ohne seine Form zu beeinträchtigen, wurde er umgearbeitet, abgelaugt und dunkel lasiert. Er fügt sich sehr gut in die anderen antiken Stücke der Kirche ein. So wurde die Frage in schönster Weise ohne große Unkosten gelöst.

Religiöses Leben

Nach der nationalen Erhebung wurde zum ersten Mal am 1. Mai das Fest der Arbeit begangen. Es war ein Festgottesdienst angesetzt, an dem die Belegschaft der Grube und des Kraftwerkes teilnahmen. Es füllten die wohl Tausend Männer die Kirche bis auf den letzten Platz. Der Kirchenchor sang eine mehrstimmige Messe. Die Predigt behandelte die christliche Auffassung der Arbeit. Der nachmittägliche Festzug, an dem auf Einladung hin auch die Fahnen des Arbeitervereins und des Jungmännervereins teilnahmen erfuhr einen Misston, da die Fahne der Jungmänner aus dem Festzug gewiesen wurde. Einige Zeit nachher wurden Fahne und Vereinsvermögen beschlagnahmt, später wieder frei gegeben. Das Vereinsleben mußte sich allmählich ganz auf kirchliche Andachten und religiöse Versammlungen beschränken. Die Mitgliederzahl hat sich aber doch anfangs wenig verändert. Der Besuch der Maiandacht im Kloster Bethlehem war wieder sehr gut und steigerte sich gegen Ende des Monats noch mehr durch den Besuch von auswärts. Es waren wirklich Feierstunden in der abendlichen Stille des Klosterwaldes. Der Schlußsegen wurde vor dem Portal des Klosters gegeben.

Frauen und Mütterverein

Im Laufe der Zeit hatte sich in der Kasse seit der Zeit seines Bestehens eine schöne Summe angesammelt. Es war häufig der Wunsch geãuBert worden eine Fahne anzuschaffen. Das Geld sollte dazu verwandt werden.

Fräulein Freund, eine Kunststickerin aus Köln, die auch Paramente für den Dom gestickt hatte, machte einen Entwurf, der sich in den Farben der Malerei der Kirche anpaßte, da sie meistens in der Kirche Aufstellung finden sollte. Die Fahne ist sehr gut gelungen. Sie zeigt die Darstellung von Maria mit der Mutter Anna. In einer Festandacht erhielt die Fahne ihre Weihe. Die Festpredigt hielt der Bezirkspräses Herr Pfarrer Mülfahrt von Oberaussem. Nachher fand eine Feier im Kindergarten statt, Hier sprach die Verbandssekretärin, Frau Pallmann aus Köln über Mutterwürde und Mutterverantwortung.

Im Heiligen- Jahr fand in Trier die Zeigung des Heiligen Rocks statt. Aus unserer Gegend gingen mehrere Pilgerzüge nach Trier. Eine große Anzahl von Pfarrangehörigen, darunter viele Männer nahm an der Pilgerfahrt des Dekanates Bergheim und Kerpen teil. Die Führung hatte die
Mathias Bruderschaft Berrendorf. Dort war abends Lichterprozession und am anderen Morgen das Hochamt, danach Besuch des Heiligen
Gewandes im Dom. Es herrschte eine mustergültige Ordnung. Die Wallfahrt hatte alle tief ergriffen. Abends zogen wir mit Lichterprozession
in unsere Pfarrkirche ein.

Programm der musikalischen Krippenandacht

Vor drei Jahren hatte der Kirchenchor das Weihnachtsoratorium von Schnippering für gem. Chor, Soli, Klavier und Quintett aufgeführt. Dasselbe hatte damals sehr gefallen, aber keine Wiederholung erfahren. Es fand nach einer gründlichen Neueinstudierung eine zweite Aufführung zur Beginn der Adventszeit statt. Der Saal war gut besetzt, so dass ein ziemlicher großer Reingewinn an den Orgelfonds abgeführt werden konnte. das Oratorium war eine gute Vorbereitung für das Weihnachtsfest. Es wurde wieder dank der Mitarbeit vieler unter Leitung von Herrn Schäfer eine prächtige Krippe gebaut. Teile aus dem Oratorium wurden zu der Krippenfeier vor der Christmette verwandt, bei der wieder das Orchester aus Düren spielte. Die Kirche war vom Kraftwerk außen angeleuchtet. Der Besuch der Christmette war sehr stark. lm Januar 1934 fand nach Dreikönigen eine kirchenmusikalische Krippenandacht statt. Es wurden auch dazu Teile aus dem Oratorium wie auch andere Chöre verwandt. Der Andacht lag als Grundgedanke Anbetung der Hirten, der Könige und im dritten Teil bei der Aussetzung die Anbetung der Menschen zu Grunde An der Orgel wirkte Herr Carl Sattler von St. Maria im Kapitol in Köln mit, dazu auf der Bratsche Frau Direktor Eberle aus Horrem. Der Besuch der musikalischen Andacht war gut, besonders von auswärts. In den folgenden Jahren wurde jedesmal eine solche Krippenandacht mit ähnlichem Programm veranstaltet, die jedesmal viele Besucher anzog.


Grubenunglück

In der Nacht des 19. September ereignete sich ein schweres Unglück. Oberingenieur Krämer und Steiger Ockfen wurden plötzlich verschüttet. Das Unglück wirkte um so erschütternder als es in wenigen Sekunden geschehen war. Die ganze Gemeinde war davon tief betroffen, weshalb es hier erwähnt wird. Bei den Exequien waren Vertreter aller Werke erschienen. Nachher war eine Trauerfeier mit Trauerreden an den Särgen der Verunglückten. Das Begräbnis von Herrn Ockfen fand auf dem Friedhof in Oberaussem, das von Herrn Krämer auf dem Südfriedhof in Köln statt.

Neuer Kreuzweg (1936)

Bisher hatten wir uns mit provisorischen Kreuzwegstationen behelfen müssen. Es waren einfache Oeldrucke, die uns zur Zeit von der Pfarre Esch geliehen worden waren. Die Spende der Pfarrgemeinde zum silbernen Priesterjubiläum machte es möglich, einen künstlerisch wertvollen Kreuzweg zu beschaffen. Herr Kunstmaler Zepter, der die Kirche ausgemalt hatte, wurde mit der Aufgabe betraut. Über die Hälfte der Kosten war vorhanden. Die Stationsbilder in den Wandfeldern sollten das Gesamtbild der Ausmalung vervollständigen. Nur Teilfiguren kamen zur Darstellung. Alles Nebensächliche solte wegfallen. Nur das Gesicht bietet die seelische Ausdrucksmöglichkeit. Anfangs waren die Stationen als Freskobilder gedacht. Wegen der Wetterseite und der Nähe der Fenster mußte man davon Abstand nehmen In der Weihnachtszeit wurden die ersten Bilder angebracht. Vor der Fastenzeit waren alle fertig. Die neuartige Darstellung, die von der herkömmlichen abweicht, rief anfangs eine geteilte Meinung hervor. Aber die längere, aufmerksame Betrachtung der einzelnen Bilder, ihres Inhaltes und ihrer Tiefe ließen das Wollen des Künstlers immer mehr verstehen. Der Kreuzweg hat in jedem Bild demjenigen der ihn betet und betrachtet, etwas zu sagen. Im Laufe der Zeit haben ihn alle lieb gewonnen.

Kirchenzeitung (1937)

Mit dem Monat Mai trat eine grundlegende Änderung in der Gestaltung der Kirchenzeitung ein. Es erschien von jetzt an ein gemeinsames Bistumsblatt, daneben das Dekanatsblatt, bei dem sich mehrere Pfarreien zusammen schließen mußten. Dadurch erhielt jede Pfarre ihre Kirchenzeitung. Unsere Zeitung wurde bereits 1921 gegründet. Sie war die erste im Dekanat. Wir mußten uns im Dekanatsblatt mit Fliesteden und Büsdorf zusammen schließen. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, den gleichen Raum zu behalten, da die beiden Pfarreien erst jetzt die Kirchenzeitung einführten und wenig oder gar keine Lokalnachrichten bringen.Es war uns möglich, die Abonnentenzahl auf 200 zu steigern.

Karitasopfergang

Was man schon im vergangenen Jahre befürchtet hatte, trat ein. Es wurde für die Karitas keine Haus- Straßensammlung mehr gestattet. Das war ein großer Schaden, da die Sammlung von Jahr zu Jahr gestiegen war. Die Anstalten sollten entsprechend ihren Bedürfnissen und den Zuweisungen aus der früheren Sammlungen vom Winterhilfswerk bedacht werden, was auch in befriedigender Weise geschehen ist. Für die anderen Bedürfnisse wurde von den Bischofen eine Kirchensammlung möglichst in Form eines Opferganges angeordnet. Es wurde ein besonderer Altar an der Kommunionbank aufgestellt. Nach einer entsprechenden Vorbereitung durch die Predigt wurden den Gläubigen kleine Opferbeutelchen überreicht und die ganze Gemeinde ging unter Gebet und Gesang um den Opferaltar.

Verbot der Erteilung des Religionsunterricht durch die Geistlichen in den Schulen

Ein schwerer Schlag für die religiöse Betreuung der Jugend bildete das Verbot an die Geistlichen, den Religionsunterricht in der Schule zu erteilen. Die Anweisung wurde jedem Geistlichen durch den Landrat zugestellt. Sie trat mit dem Anfang der Schule nach den Sommerferien in Kraft. (1938). Der Unterricht soll durch die Lehrer erteilt werden. Nach Anweisung der Behörde wurden nun Seelsorgestunden in der Kirche eingerichtet. Der Besuch war im allgemeinen ziemlich gut, wenn auch immer einige fehlten. Es bedurfte immer eines Appells an die Eltern mitzuhelfen. Trotzdem blieb der Schaden groß. Es lockert sich die Verbindung mit den Kindern. Die Kinder sehen den Besuch der Seelsorgestunde vielfach als eine unnötige Mehrbelastung an und wollen eine Verpflichtung nicht anerkennen. Die Schäden werden sich in der Zukunft noch mehr zeigen.

Schulunterricht an nicht gesetzlichen Feiertagen

Die Unterrichtsbehörde verfügte, dass an den nicht gesetzlichen Feiertagen Schulunterricht gehalten wurde. Diese Verordnung trat zum ersten Mal am Feste Maria Empfängnis in Kraft. Da an diesem Tagen gearbeitet wird, wurde eine besondere hl. Messe für die Frühschicht um 5 Uhr gehalten, die von ca. 45 Männern besucht war. Um 7 Uhr wird eine Kindermesse gehalten, damit die Kinder ihre Pflicht zur hl. Messe erfüllen können.

Männerkongregation

Von Beginn des Bestehens der Kongregation an war es nicht möglich die Mitgliederzahl zu steigern. Im Gegenteil hier und da bröckelte es schon ab. Allmählich setzte eine Gegenaktion vonseiten der Arbeitsfront ein. Durch Einschreibebriefe, die persönlich gebracht wurden, wandte man unberechtigterweise das Verbot der Doppelmitgliedschaft auch auf die Kongregation an. Die Aktion blieb ohne Erfolg. Die Gegenarbeit ging weiter. In einer Belegschaftsversammlung beschuldigte der Kreisobmann der D.A.F.(Deutsche Arbeits Front) öffentlich die Mitglieder der Kongregation als Unruhestifter in Fortuna und drohte dem Präfekten, Steiger Wingendorf und den anderen Mitglieder Entlassung an, wenn er nicht den Posten als Vorsitzender niederlegte und die Mitglieder weiter nach Bethlehem zur Versammlung gingen. Das geschah im Beisein des Betriebsdirektors. Wingendorf wollte sich in einer späteren Unterredung mit dem Obmann rechtfertigen und die Erlaubtheit nachweisen. Er wurde abgewiesen und die Drohung der Entlassung wiederholt. Der Präfekt erschien nicht mehr bei Andachten in Bethlehem. Einige Zeit später wiederholte der Obmann der D.A.F. seine Drohung als letzte Warnung. Der Direktor ersuchte auch im Interesse der Leute um Einstellung der Versammlungen. Die Mitglieder haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossen, die alle 14 Tage im Pfarrhaus tagte.

Herz Jesu Feier der Männer

Die Nachtfeier war wieder von schönem Juniwetter begünstigt und stark besucht. Garten und Wald waren herrlich beleuchtet. Ein großer Scheinwerfer beleuchtete vom Dach des Hauses die große Christus-Königsstatue, ein zweiter den Kreuzweg. Franziskanerpater Justus aus Köln sprach zu den großen Männerscharen, deren Zahl nie so groß gewesen ist in packender Weise über Stellung des Mannes zu Christus und Kirche. Danach war die hl. Messe mit Kommunion auf dem Platz im Walde, bei der über 500 kommunizierten. Sehr viele Personenwagen, Motorräder und mehrere hundert Fahrräder standen in der Allee und auf dem Platz hinter der Kapelle. Der Hergang wurde von einer hohen Parteistelle des Kreises beobachtet. Mitglieder der Bergmannskapelle hatten sich wie bei der Kinderkommunion wie auch bei der Fronleichnamsprozession, wo sie sogar von der Grube geschickt worden waren, freiwillig angeboten, die Musikbegleitung zu übernehmen. Als Mitglieder der Reichsmusikkkammer, zu der sie ihre Beiträge bezahlen, hatten sie das Recht, auch anderswo zu spielen, wenn sie von der Grube nicht anderswo angefordert werden, was oft vorkam. Der Obmann der D.A.F. (Deutsche Arbeiter Front) erhob bei der Grubenverwaltung heftigsten Einspruch und drohte mit der Auflösung der Kapelle. Die Mitglieder der Grubenkapelle dürfen infolgedessen nur mit Erlaubnis des Arbeitsamtes und der Grube anderswo spielen. Eine Mitwirkung bei religiösen Veranstaltungen ist gänzlich untersagt.

Anschaffungen

Das Stadtkölnische Institut für Religiöse Kunst ist aufgelöst worden. Die Bestände an Seidenstoffen wurden an frühere Bezieher zu Einkaufspreisen abgegeben. Dort kauften wir einen wertvollen roten Seidenstoff. Schwester Alberta aus Essen, der wir manche sehr kunstvolle Stickerei verdanken, richtete uns eine Kasel von dieser Seide her, außerdem einen roten Chormantel mit einem dazu passenden Brokatmuster. Beide Stücke sind sehr wertvoll und geschmackvoll ausgefallen. Das Nähen besorgte die Paramentengruppe der Jungfrauenkongregation. Außerdem wurde uns eine alte Barockfigur von Frau Ing. Blum, Fortuna geschenkt. Es ist Gott Vater mit der Weltkugel, in Wolken thronend dargestellt, etwa 1 Meter groß. Die Figur hat wahrscheinlich als Bekrönung eines Altares gedient. Es ist ein sehr schönes altes Stück, dass sich vorzüglich in unsere antiken Ausstattungsstücke der Kirche einfügt. Sie hat auf dem kleinen Barockbeichtstuhl Aufstellung gefunden.

Zur Betreuung der Kinder Schwester Ruth und Helene Gromadski (Tante Leni)

Das Jahr 1939 sollte mancherlei Schäden und Verschlechterungen als Auswirkungen der ganzen Zeitlage mit sich bringen. In erster Linie war es der Verlust des Kindergartens. 19 Jahre lang hatte er einen großen Segen für die Pfarrgemeinde gebracht. Die Besucherzahl war 70 bis 80 Kinder im Jahr. Fast die ganze Jugend von Fortuna ist hindurch gegangen. Der erste Vorstoß geschah bei dem Umzug aus der Baracke in die neuen Räume im alten Kasino, wo die Rh. A. G. einen sehr schönen Kindergarten eingerichtet hatte. Der Anspruch der N.S.V. den Kindergarten zu übernehmen, scheiterte am Widerstand der Rh.A.G. Inzwischen war der Kindergarten von Oberaussem, der von der Zivilgemeinde zur Zeit eingerichtet, aber von den Schwestern geführt worden war, gekündigt und den Schwestern genommen worden. Erneut trat man wieder von seiten der Arbeitsfront an die Rh.A. G. heran. Sie gab dem Druck nach, wollte aber eine für beide Seiten friedliche Lösung. Der Kindergarten sollte bis zum 1. Januar 1939 weiter geführt werden. Die Forderung wurden damit begründet, dass der Kindergarten nicht als kirchlicher gelten könne, da er keinen kircheneigenen Raum habe. Ein solcher war aber hier nicht zu beschaffen, wurde aber auch nicht genehmigt. Im November erschien die Kreisleitung der N.S.V. im Kindergarten. Sie erkannte die gute Leitung und Austattung als vorbildlich an, erklärte aber unumwunden, dass eine kath. Schwester einen Kindergarten im Sinne der N.S. (Nationalsozialisten) nicht leiten könne. Es spitzten sich die Verhältnisse infolge der begreiflichen Erregung immer mehr zu. Dazu kam ein ungeschicktes Verhalten der Grubenleitung, in der ein Wechsel eingetreten war. Die Schwester litt sehr unter den Verhältnissen, so dass wir uns gezwungen sahen, den Kindergarten schon am 1. Dezember zu schließen. Die Rh. A.G. gab den Schwestern eine Entschädigungssumme für die Möbeln und eine Summe für eine Erholungskur im Schwarzwald und bedankte sich schriftlich für die lange, wertvolle Arbeit. Die Verhältnisse, die ihr sichtlich peinlich waren, hatten sie auch nicht verhindern können. Wir haben immer von ihrer Seite Anerkennung und geldliche Förderung erfahren. Mit Wehmut sahen wir diese erste Einrichtung unserer Pfarre in andere Hände übergehen. Bei der Neueröffnung im Februar kamen erst wenige Kinder, später hob sich die Zahl. Die Höhe von 80 Kindern hat sie nie erreicht. Schwester Rheinhildis ging dann in Erholung und blieb noch einige Zeit zur Betreuung der Jungfrauen, um dann einen neuen Posten in Oberhausen zu übernehmen. Die Kirchengemeinde ist ihr zu großem Dank verpflichtet. Fast alle Kinder haben unter ihrer Obhut gestanden. Als sie wegging, standen Jungen des Kindergartens schon bei den Soldaten, viele Mädchen waren bereits verheiratet.

Kirchenkasse

Seit Bestehen der Kirchengemeinde war die Kirchenkasse im Anfang von Herrn Adam Pesch provisorisch verwaltet worden. Später wählte der Kirchenvorstand dessen Nachfolger in der Leitung des Lohnbüros der Grube, Herrn Adam Vosen zum Kirchenrendanten. Herr Vosen hat mit großer Sorgfalt und Sparsamkeit die Kasse verwaltet. Im November 1938 wurde Herr Vosen als Rechnungsführer nach Grube Donatus versetzt. Sein Nachfolger wurde Herr Franz Maus, der dieselbe Stelle wie Herr Vosen auf dem Kraftwerk inne hatte. Über seinem Amt, das er gerade angetreten hatte, lag eine große Tragik. Am Tag nach der Übernahme mußte er zum Krankenhaus nach Köln, dass er nie mehr gesund verlassen sollte. Er hatte Leberkrebs und starb im März 1939. In der Zwischenzeit hatte seine Frau die Hauptgeschäfte der Kirchenkasse besorgt. Der Kirchenvorstand wählte nach seinem Tode Herrn Fritz Meurer zum Rendanten bei dem sich die Kasse in guten Händen befindet.

Die Pfarrgemeinde Fortuna hat die ersten Gefallenen 1941 zu beklagen.

Elisabeth Portz, 19 Jahre, bei einem Fliegerangriff umgekommen.
Wilhelm Lurz, 22 Jahre, gefallen in Russland.
Friedrich Herzogenrath, 20 Jahre, gefallen in Russland
Johann Lurz, 30 Jahre, gefallen in Russland
Johann Brücker, 20 Jahre, gefallen in Russland

Am 11. März 1941 durchlief die Erzdiözese die unerwartete Nachricht, dass Sr. Eminenz Herr Kardinal Schulte in der Nacht bei einem Fliegerangriff auf Köln infolge eines Bombeneinschlages in der Nähe des Erzbischöflichen Palais am Herzschlag gestorben sei. Obschon er lange Jahre herzleidend gewesen war, so war er doch nicht krank gewesen und hatte noch am Morgen zelebriert. Die Anteilnahme der Öffentlichkeit war sehr groß. Unsere Pfarrgemeinde verdankt ihm sehr viel; die Förderung der Pfarrerhebung und vor allem die Hilfe beim Kirchbau, wie es in der Chronik schon des näheren behandelt worden ist. Nicht weniger wie viermal war er in Fortuna .Es wurde ein feierliches Seelenamt für seine Seelenruhe in der Pfarrkirche gehalten.

Fliegerangriff auf das Kraftwerk

Am 12. August 1941 fand um die Mittagszeit ein plötzlicher Fliegerangriff auf das Kraftwerk statt. In zwei Verbänden stießen die Flugzeuge aus den Wolken plötzlich heraus auf ihr Ziel. Es hätte ein furchtbares Unglück geben können, da mit dem Alarm schon die ersten Bomben fielen. Die Arbeiter hatten zum größten Teil noch nicht die Schutzräume aufgesucht. Zum Glück wurden die meisten Bomben zu spät abgeworfen, so dass sie über das Kraftwerk hinaus ins Feld fielen. Es blieben 4 Leute tot: von Fortuna ein Mädchen, Elisabeth Portz, die ihrem Bruder das Essen brachte, außerdem der Pförtner des Kraftwerks Wilhelm Riebe. Es fand auf dem Friedhof in Oberaussem ein Staatsbegräbnis statt, bei dem die Vertreter beider Konfessionen Traueransprachen hielten.

Bei den vielen Fliegerangriffen auf unsere Gemeinde hatte bis dahin Fortuna viel Glück, besonders in einem Fall, wo einmal in die Parzelle der Hauptstraße 6 Bomben in die Gärten fielen. Ebenso fielen in die nächste Umgebung des Klosters Bethlehem mehrmals Bomben, ohne dass das Haus wesentlichen Schaden litt. Bethlehem ist besonders gefährdet, da dort ein Flakstab liegt. Außerdem sind dort Bombengeschädigte untergebracht. Zu erwähnen wäre noch, dass der langjährige Exerzitienmeister P. Benninghaus S.J., der später in Münster in der Männerseeelsorge tätig war, in Dachau im Konzentrations-Lager am 20. Juli 1942 gestorben ist.

Pfarrer Meurers wird Dechant

Im Januar 1942 wurde nach vorheriger Wahl Pfarrer Meurers von der Erzbischõflicher Behörde zum Dechant des Dekanates Bergheim ernannt.

Zur Sicherung der Rüstungsreserve wurde die Beschlagnahme der Glocken ausgesprochen. Nur die kleinste darf bleiben. Bei uns mußte die Barbara- Glocke, die aus dem Tagebau der Fortunagrube stammte abgeliefert werden, obschon sie wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung zur C- Klasse gehörte, die nur in Ausnahmefallen abzuliefern waren. Die Klara-Glocke aus dem Jahre 1648 ist geblieben. Auch die Ablieferung der Messinggeräte wie Kerzenleuchter u.s.w. ist angeordnet worden.

Die Gefallenen des Jahres 1942 sind folgende:

Hermann Derix, 20 Jahre alt, gefallen in Russland
Emil Moll, 23 Jahre alt, gefallen in Russland
Wilhelm Schmitz, 21 Jahre alt, gefallen in Russland
Wilhelm Steinert, 21 Jahre alt, gefallen in Russland
Josef Schuldzinski, 21 Jahre alt, gefallen in Russland
Johann Becker, 20 Jahre alt, gefallen in Russland
Hermann Leygeber, 22 Jahre alt, ertrunken bei der Überfahrt nach Afrika
Hans Munsbeck, 23 Jahre alt, gefallen in Russland
Rudolf Goder, 23 Jahre alt, gefallen in Russland
Adam Kluthausen, 21 Jahre alt, gefallen in Russland
Michael Jaskoviack, 20 Jahre alt, Gefallen in Russland
Hans Überberg, 20 Jahre alt, gefallen in Russland

Mit großer Sorge ging man in das Jahr 1943.

Die Zahl der Einberufenen war noch größer geworden, viele Jugendliche dienstverpflichtet, viele unserer Kinder für 3 bis 4 Monate in Erholung, wo sie Wochen, ja Monate nicht zum Gottesdienst gehen konnten. Alle diese Umstände benachteiligen das ganze religiöse Leben.

Am 27. und 28. Mai fanden zwei große Nachtangriffe auf Köln statt, nachdem die Stadt schon mehrere kleinere Angriffe erlebt hatte. Die Verwüstungen erreichten ein bisher nicht gekanntes Maß. Auch der Dom wurde getroffen, das Erzbischöfliche Palais bis auf den Grund zerstört. Der Erzbischof rettete mit knapper Not sein Leben. Mehrere Schwestern blieben im Keller tod. Alle Wohnungen der Domkapitulare brannten aus. Die meisten Kölner Kirchen mit wenigen Ausnahmen wurden getroffen, so dass sie für den Gottesdienst nicht mehr gebraucht werden konnten. Die Altstadt wurde zu 90% zerstört. Der Erzbischof mußte nach Honnef ziehen. Nach dort wurde das Generalvikariat verlegt, später nach Bonn. Von Fortuna aus konnte man die furchtbaren Brände beobachten. Dasselbe Schicksal erlitten die übrigen Städte des Rheinlandes: Essen, Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen, Dortmund u.s.w.

Am 1. Mai 1942 war der Regent des Priesterseminars, der hochwürdige Herr Dr. Josef Frings zum Erzbischof von Köln gewählt worden. Am 21. Juni fand die feierliche Konsekration durch den hochwürdigsten Herrn Nuntius Orsenigo im Dom zu Köln statt.

Das Ereignis und zumal der Umstand, dass ein Priester unserer Erzdiözese seit sehr langer Zeit Erzbischof wurde, fand freudigen Widerhall. Der Dom konnte die Gläubigen kaum fassen. Auch eine Reihe Jugendlicher aus unserer Pfarre und der Dechant nahmen an der Feier teil. Der Erzbischof besuchte im Laufe der Zeit die Dekanate und Städte der Erzdiözese. Nach Bergheim kam er am 24. Oktober 1943. Die Feier fand in unserer Kirche statt. Nach der Messe wurde der Erzbischof zum Pfarrhaus geleitet. Nachmittags um 3 Uhr war Elternfeier. Die Zahl der Besucher war etwa 1200. Um Platz zu gewinnen waren die letzten Bänke entfernt worden. Der Erzbischof sprach 40 Minuten lang zu den Eltern über ihre Erziehungspflicht an den Kindern. Man folgte seinen Worten mit gespannter Aufmerksamkeit. Um 5 Uhr empfing der Oberhirt den Klerus im Kloster Bethlehem, zu dem er über Seelsorgefragen sprach. Nach 6 Uhr fuhr ert nach Köln zurück. Der Tag war von schönem Wetter begünstigt ohne Alarm verlaufen.

Die Gefallenen des Jahres 1943.
Hermann Klein, 19 Jahre, gefallen in Russland
Heinrich Esser, 28 Jahre alt, gefallen in Sizilien
Peter Hintzen, 20 Jahre alt, gefallen in Russland
Heinrich Tappert, 21 Jahre alt, gefallen in Russland
Hans Nöhles, 19 Jahre alt, gefallen in Russland

Foto aus einer amerikanischen Zeitung (Im Archiv der Heimatfreunde)

Das Kriegsjahr 1944 brachte noch größere Erschwernisse und Spannungen, die sich schädigend im kirchlichen Leben auswirkten. Das Kloster Bethlehem wurde nunmehr stärker vom Militär, da jetzt der ganze Flakstab dort untergebracht war, in Anspruch genommen. Auch die Flakhelferinnen wurden dort untergebracht. Außerdem wurde die Besatzung des Munitionslagers dort beköstigt. Die alten Leute im Altbau und im Rektorat konnten bleiben. Dadurch wurde eine große Unruhe in das Haus getragen. Noch schlimmer wurde es, als die Front näher rückte und die Evakuierungen einsetzten. In das Rektorat zogen Parteibehörden ein. Die alten Leute wurden nach Mitteldeutschland gebracht. Die Schwestern hatten kaum mehr einen Raum wo sie sich aufhalten konnten. Die Arbeit wuchs immer mehr. Kameradschaftsabende und andere Feiern folgten einander, die im krassen Gegensatz zu der Notlage des Volkes standen. Da die Atlantikschlacht verloren gegangen war, mußten sich unsere Truppen auf den Westwall zurück ziehen. Infolgedessen wurde unsere Gegend Hinterfrontgebiet. Die Dörfer wurden stark mit Truppen belegt. Dazu kamen noch viele Flüchtlinge aus dem Gebiet um Düren und Jülich, das vom Feind zum großen Teil besetzt wurde. Vor allem wurden die Schulgebäude belegt. Seit den Sommerferien war kein Schulunterricht mehr. Jungen und Mädchen wurden täglich zu Schanzarbeiten in der Umgegend heran gezogen. Aus jedem Hause mußte einer schanzen gehen, auch die Frauen. Es setzten zu gleicher Zeit fast täglich starke Luftangriffe, vor allem von Tieffliegern ein, die Bahnen und Verkehrswege mit Bordwaffen beschossen. Die Beunruhigung war sehr groß. Die Kinder verbrachten die meiste Zeit des Tages im Stollen. Es bestand schon seit langem die staatliche Vorschrift, dass nach nächtlichem Luftalarm die hl. Messe erst um 10 Uhr sein durfte.

Ende November wurde die militärische Lage immer kritischer. Die Evakuierung war das tägliche Gespräch. Die Flüchtlingszüge aus der Jülicher und Dürener Gegend zogen űiber die Straßen. Der Kanonendonner der näher rückenden Front scholl herüber. Dazu kamen immer stärker werdende Tieffliegerangriffe.

… weiter mit Teil 3